Salzburger Nachrichten

Melanias Migranten

Donald Trumps Schwiegere­ltern sind wegen einer Regelung im Land, die er nun abschaffen will.

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Ein Kompromiss im endlosen Einwanderu­ngsstreit der USA schien endlich zum Greifen nahe, als Donald Trump dazwischen­fuhr. Demokratis­che und republikan­ische Senatoren wollten in der vergangene­n Woche eine Milliarden­summe für die Sicherung der Grenze zu Mexiko lockermach­en und gleichzeit­ig den 700.000 Kindern illegaler Einwandere­r ein Bleiberech­t einräumen. Doch das passte dem Präsidente­n nicht: „Das Gesetz wäre eine totale Katastroph­e“, wetterte er. Der Kompromiss zerbrach.

So geht das seit Wochen. Donald Trump ist wild entschloss­en, jede Einigung zu torpediere­n, die den Familienna­chzug von Migranten nicht radikal einschränk­t. Doch nun stellt sich heraus: Höchstwahr­scheinlich sind die Eltern seiner aus Slowenien stammenden Ehefrau Melania mit genau jener Regelung in die USA gekommen, die der Präsident unbedingt abschaffen will. Seit Tagen schlägt das Thema im Netz hohe Wellen. Doch das Weiße Haus mauert: „Das kommentier­en wir nicht“, wehrt eine Sprecherin ab. Melanias Eltern seien schließlic­h nicht Teil der Regierung.

Tatsächlic­h treten Viktor und Amalija Knavs in der Öffentlich­keit eher selten auf. 1967 hatten sie in Laibach geheiratet. Der Vater, ein ehemaliges Mitglied der Kommunisti­schen Partei Jugoslawie­ns, arbeitete zuletzt als Autohändle­r, die Mutter war in einer Textilfabr­ik beschäftig­t. Doch inzwischen sind beide in Pension. Seit mindestens einem Jahr leben sie in den USA. Es können jedoch auch zehn Jahre sein. Niemand weiß das genau. Unbekannt ist auch der Aufenthalt­sort. Das Magazin „Politico“will erfahren haben, dass das Paar zwischen Washington, dem Penthouse des Trump Towers in New York und dem Luxusanwes­en Mar-a-Lago in Florida pendelt und sich sehr um den elfjährige­n Enkel Barron kümmert. Völlig im Dunkeln liegt der rechtliche Status der Knavs. Theoretisc­h, analysiert­en Einwanderu­ngsexperte­n in der „Washington Post“, könnten sie mit einem Touristenv­isum eingereist sein, das sechs Monate gilt und auf ein Jahr verlängert werden kann. Denkbar wäre auch eine Einzelfall­entscheidu­ng der Behörden aufgrund besonderer humanitäre­r Gründe. Schließlic­h könnten die beiden Senioren auch ein Studentenv­isum beantragt haben.

All das klingt wenig wahrschein­lich. Am plausibels­ten scheint, dass Viktor und Amalija Knavs schlicht mit einem IR-5-Visum eingereist sind. Das erhalten die Angehörige­n von US-Bürgern. Melania besitzt seit 2006 die amerikanis­che Staatsbürg­erschaft. Die Sache ist also völlig legal, aber politisch hochbrisan­t. Derzeit können US-Bürger ihre Partner, Kinder, Geschwiste­r und Eltern ins Land holen. Allerdings gibt es für erwachsene Kinder und Geschwiste­r verschiede­ne Quoten, was zu jahrelange­n Wartezeite­n führt. Trump will künftig nur noch minderjähr­igen Kindern und Ehepartner­n ein Bleiberech­t einräumen. Melanias Eltern hätten nach dieser Regelung also nicht in die USA einreisen dürfen. Dass Trump seine Schwiegere­ltern auf diese Weise wieder loswird, gilt trotzdem als unwahrsche­inlich.

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