Salzburger Nachrichten

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Die Entwicklun­g ist weit fortgeschr­itten, aber der Teufel steckt noch im Detail. 100 Prozent Sicherheit wird es kaum geben, sagen Experten.

- HELMUT KRETZL

Selbstfahr­ende Autos machen Schlagzeil­en, das autonome Fahren – also ohne Lenker – ist eines der großen Zukunftsth­emen nicht nur für die Autoindust­rie. Die technische Entwicklun­g schreitet rasch voran. In Kalifornie­n sind bereits rund 1000 „Roboteraut­os“probeweise im Einsatz. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Fahrzeuge der Google-Schwesterf­irma Waymo waren zwölf Monate lang intensiv im Einsatz, dabei mussten Menschen im Durchschni­tt lediglich alle 9000 gefahrenen Kilometer die Kontrolle übernehmen, weil die Software mit einer Situation nicht zurande kam. Das bedeutet in Summe 63 menschlich­e Eingriffe. Alle rund 2000 Kilometer mussten „Sicherheit­sfahrer“bei der General-Motors-Tochter Cruise eingreifen, allerdings großteils im dichten Stadtverke­hr. Andere Hersteller wie Nissan oder Mercedes blieben unter diesen Ergebnisse­n. Woran hakt es noch?

Einer, der es wissen muss, ist Stefan Rohringer vom Infineon-Entwicklun­gszentrum in Graz. Während man bei der Aktuatorik – also der Reaktion des Fahrzeugs auf empfangene Signale – schon sehr weit sei, stellt das Erkennen und Bewerten neuer Verkehrssi­tuationen die Hersteller autonomer Fahrzeuge noch vor Herausford­erungen, sagt Rohringer, und gibt ein Beispiel. „Das Auto muss in der Lage sein zu erkennen, ob ein 1,20 Meter großes Objekt ein Mülleimer ist, ein Moped, eine Kiste oder ein Kind“– und sich dementspre­chend verhalten, sagt der Techniker.

Anders als ein Fahrer könne das Fahrzeug nämlich nicht wissen, ob ein Verkehrste­ilnehmer besonders schutzwürd­ig ist wie Kinder oder Tiere. Generell seien die Erwartunge­n an autonom fahrende Autos höher als jene an menschlich­e Fahrer – denen eine gewisse Fehlerquot­e gleichsam zugestande­n werde.

Um die Kommunikat­ion zwischen den Fahrzeugen und somit die Sicherheit zu erhöhen, fordert der Chipherste­ller Qualcomm klare verpflicht­ende Vorgaben der Politik. Um autonome Autos in allen denkbaren Herausford­erungen zu testen, müssen sie 40 bis 100 Millionen Kilometer zurücklege­n, in unterschie­dlichen Klimabedin­gungen und Verkehrssi­tuationen. Mit Prüfstände­n und Computern lässt sich die Prüfdauer im Echtbetrie­b erheblich verkürzen. Seit Herbst 2017 sind autonome Autos auf Teststreck­en in der Steiermark im Einsatz. Bis zum Echtbetrie­b wird es noch dauern, bis ab 2025 selbstfahr­ende Autos auf der Autobahn ein vertrauter Anblick sein werden.

Nicht weniger aufwendig als die Unfallverm­eidung ist die Verbrechen­sverhütung. 100 Prozent Sicherheit kann es kaum geben, wenn kriminelle Energie ins Spiel kommt. Auch Quantenrec­hner sollen zum Einsatz kommen, um fahrerlose Fahrzeuge vor Entführern und Hackern zu schützen.

„Technik sollte keine Fehler machen.“ Stefan Rohringer, Infineon-Entwicklun­g

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BILD: SN/CHOMBOSAN STOCK.ADOBE.COM Lesen in aller Ruhe hinter dem Lenkrad ist derzeit noch Zukunftsmu­sik.
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