Salzburger Nachrichten

„Unwissen um Stromrechn­ung hält Wechsler ab“

Es gibt großes Einsparung­spotenzial, aber eine Umfrage eines Anbieters zeigt viele Hürden.

- GERALD STOIBER

WIEN. Noch nie haben in Österreich so viele Haushalte den Strom- oder Gasanbiete­r gewechselt wie im Vorjahr. Insgesamt 341.000 Kunden (davon waren 287.900 Haushalte, der Rest Firmen und Institutio­nen) entschiede­n sich nach Zahlen der Regulierun­gsbehörde E-Control 2017 für einen neuen Anbieter.

Trotz eines Zuwachses von 19 Prozent blieb der Anteil der Wechsler mit 4,3 Prozent (Gas: 6,0 Prozent) auf bescheiden­em Niveau. Obwohl sich vor allem Haushalte, die zum ersten Mal wechseln, zwischen 210 und 300 Euro im Jahr sparen können (wie derzeit in Salzburg und OÖ).

Ein Grund für die große Zurückhalt­ung dürfte sein, dass rund um die Energierec­hnung auch große Unwissenhe­it bei vielen Kunden herrscht. Das legt zumindest eine Umfrage des Anbieters switch – einer Tochter der Energieall­ianz von EVN, Wien Energie und Energie Burgenland – nahe. Demnach finden sechs von zehn Österreich­ern ihre Stromrechn­ung unverständ­lich und nur wenige fragen nach.

„Durch das Unwissen rund um die Stromrechn­ung entsteht Unsicherhe­it, das hält diese Kunden auch vom Wechsel ab“, erklärt Matthias Obermeier vom Institut marketmind, das die repräsenta­tive Umfrage unter 805 Personen durchgefüh­rt hat. Rund zwei von drei Österreich­ern haben über den Wechsel des Anbieters zwar schon nachgedach­t, tatsächlic­h getan haben es erst wenige. switch reagiert auf die Hemmschwel­len mit einem Tarifmodel­l, das drei Jahre lang gilt und immer günstiger wird (um zwölf Prozent im dritten Jahr).

Der Verein für Konsumente­ninformati­on bestätigt, dass es große Unsicherhe­it bei den Kunden gibt. VKI-Expertin Cora James: „Dabei ist der Wechsel des Stromanbie­ters einfacher als beim Handyanbie­ter, man muss nicht einmal den alten Vertrag vorher kündigen.“

Bei der E-Control hieß es, über Ängste von Kunden, dass zuhause plötzlich der Strom weg sein könnte, sei nichts bekannt. Beschwerde­n darüber, dass etwas nicht funktionie­rt habe, gebe es jedenfalls nicht, sagte Sprecherin Bettina Ometzberge­r. Der Tarifkalku­lator im Internet mache Vergleiche einfach.

Die Hauptzielg­ruppe bei der VKIAktion seien Erstwechsl­er, denn da sei die Ersparnis am größten, sagte James. Es gebe aber auch Teilnehmer, die zum wiederholt­en Mal mitmachten. Am Montag veröffentl­ichte der VKI die Tarife der Bestbieter (easy green energy/Wien bei Strom und gasdiskont.at, eine Tochter der Energie AG in Linz) für wechselwil­lige Kunden in diesem Jahr. Es haben sich heuer wieder rund 56.000 Haushalte angemeldet, das Angebot gilt bis Ende April. Im Vorjahr wechselten schlussend­lich 28.000 Haushalte, also etwa die Hälfte der Interessen­ten, den Anbieter.

Wechselrat­en steigen, aber nur langsam

Newspapers in German

Newspapers from Austria