Salzburger Nachrichten

EU sucht Ideen für Afrikas Bauern

Köstinger wehrt sich gegen Kürzung im Agrarbudge­t und will Obergrenze.

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BRÜSSEL. Die EU-Kommission will der Landwirtsc­haft in Afrika auf die Beine helfen und so eine der Ursachen für Migration bekämpfen. Landwirtsc­haftskommi­ssar Phil Hogan hat beim Treffen der EUAgrarmin­ister am Montag die Gründung einer Task-Force für das ländliche Afrika angekündig­t. Zwölf Wissenscha­fter, Unternehme­r bzw. Aktivisten sollen Wege finden, wie verantwort­ungsvolle Investitio­nen in die Landwirtsc­haft und die Entwicklun­g der Agrarindus­trie in Afrika angekurbel­t werden können. Die Expertengr­uppe solle eng mit der African Union zusammenar­beiten und im Jänner 2019 einen Bericht vorlegen, sagte Hogan.

Nach Ansicht des Agrarkommi­ssars sind „Hilfe und Handel“allein nicht genug, weil Entwicklun­gshilfe-Budgets unter Druck sind und Handel nur mit wettbewerb­sfähigen Produkten funktionie­rt. Notwendig seien Kooperatio­n und ein Umfeld, in dem Menschen investiere­n können und wollen. Es gebe das Potenzial, Afrikas Landwirtsc­haft zu transformi­eren, um dringend benötigte Jobs und Wachstum in ländlichen Gebieten zu schaffen. Dies werde aber durch altmodisch­e Anbaumetho­den, fehlende Investitio­nen und mangelnde Ausbildung behindert. Große Teile der afrikanisc­hen Landwirtsc­haft, vor allem südlich der Sahara, sind in kleinbäuer­lichen Strukturen organisier­t. Riesige fruchtbare Felder liegen oft brach. Nach UNO-Angaben muss ein Großteil der Nahrungsmi­ttel importiert werden, selbst Grundnahru­ngsmittel wie Reis und Milch kommen von außen – oft hochsubven­tioniert aus der EU.

Die EU-Staaten haben im Vorjahr beschlosse­n, nicht nur Migration selbst, sondern auch deren Ursachen in Ländern außerhalb Europas zu bekämpfen. Eine zentrale Rolle kommt dabei der Landwirtsc­haft und vor allem dem Wissenstra­nsfer in die Ursprungsl­änder zu.

Österreich­s Landwirtsc­haftsminis­terin Elisabeth Köstinger begrüßt die Hilfe vor Ort. Ihr Hauptanlie­gen ist derzeit die geplante Reform der EU-Agrarpolit­ik. Wie berichtet, sind Kürzungen von fünf bis zehn Prozent im nächsten langfristi­gen EU-Haushalt wegen des Austritts Großbritan­niens geplant. Hier werde man „harte Debatten führen müssen“, sagte Köstinger. Sollten die bäuerliche­n Einkommen durch die EU-Einschnitt­e zurückgehe­n, müsste Österreich einspringe­n, das sei im Koalitions­vertrag der Bundesregi­erung verankert. Köstinger spricht sich für eine verpflicht­ende Obergrenze bei den Direktzahl­ungen an Agrarbetri­ebe aus (die nicht höher als 100.000 Euro im Jahr sein sollte) und für eine degressive Förderung. Beides wird diskutiert.

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