Was nationale Häuser über das Land verraten
Wer mit der Idee angefangen hat, das weiß vermutlich niemand mehr so genau, aber mittlerweile sind sie aus dem olympischen Rahmenprogramm auch nicht mehr wegzudenken: die Häuser der einzelnen Nationen. Diese Häuser verraten mehr über die Nation, als deren Betreibern wohl lieb ist. Auch hier in Südkorea ist das nicht anders. In das deutsche Haus kommt man, wenn man es denn überhaupt findet, nur nach einem hohen bürokratischen Aufwand und Anmeldung am Tag zuvor, weswegen viele deutsche Athleten auf einen Besuch dort gleich ganz verzichten und lieber im ÖsterreichHaus feiern.
Das Österreich-Haus ist die Partyzone hier, oft geht hier bis drei Uhr morgens die Post ab – die kanadischen Curling-Olympiasieger im Mixed-Bewerb kamen direkt aus der Eishalle zum Feiern, Deutschlands Skispringerinnen haben es gefühlt seit einer Woche nicht mehr verlassen. „Die wollten uns nach unserem Bewerb heimschicken, aber wir haben gesagt: Nix da“, erzählt Carina Vogt, Olympiasiegerin von 2014. Irgendwann zu später Stunde taucht dann auch immer Abfahrer Manny Osborne-Paradis auf – hoffentlich versäumt keiner den Heimflug. Im Schweizer Haus geht es deutlich gesitteter zu, was vermutlich auch daran liegt, dass selbst die geladenen Gäste zahlen müssen – die Kassa muss halt stimmen bei den Eidgenossen. Die Russen wiederum haben einen übertrieben patriotischen Auftritt bei den Eishallen: Man kann sich entscheiden, ob man die vielen Putin-Bilder an der Wand oder die Eishockey-Trikots aller Goldteams bei Olympia bewundert, bevor man die Minusgrade mit einem russischen Nationalgetränk namens Wässerchen (Wodka) bekämpft.
Doch den Vogel schießen – wieder einmal – die Italiener ab. Die haben das Clubhaus eines Golf-Clubs gemietet und von italienischen Innendesignern umbauen lassen. Jeder Tisch, jeder Stuhl und selbst das Kaminfeuer sind erlesene Designobjekte. Beim Eingang bekommt man einen Katalog mit, um zu verstehen, welchen Kunstwerken man begegnet. Nicht minder erlesen: der Cappuccino, die prunkvolle Maschine dafür hat man natürlich aus Bella Italia einfliegen lassen.
Übrigens: Die italienischen Sportler halten sich an den exaltierten Auftritt und stören nicht durch laute Feiern – Italien hat hier erst zwei Goldmedaillen geholt.