Salzburger Nachrichten

Was nationale Häuser über das Land verraten

- Pyeongchan­g Designerse­ssel in der Casa Italia. MICHAEL SMEJKAL

Wer mit der Idee angefangen hat, das weiß vermutlich niemand mehr so genau, aber mittlerwei­le sind sie aus dem olympische­n Rahmenprog­ramm auch nicht mehr wegzudenke­n: die Häuser der einzelnen Nationen. Diese Häuser verraten mehr über die Nation, als deren Betreibern wohl lieb ist. Auch hier in Südkorea ist das nicht anders. In das deutsche Haus kommt man, wenn man es denn überhaupt findet, nur nach einem hohen bürokratis­chen Aufwand und Anmeldung am Tag zuvor, weswegen viele deutsche Athleten auf einen Besuch dort gleich ganz verzichten und lieber im Österreich­Haus feiern.

Das Österreich-Haus ist die Partyzone hier, oft geht hier bis drei Uhr morgens die Post ab – die kanadische­n Curling-Olympiasie­ger im Mixed-Bewerb kamen direkt aus der Eishalle zum Feiern, Deutschlan­ds Skispringe­rinnen haben es gefühlt seit einer Woche nicht mehr verlassen. „Die wollten uns nach unserem Bewerb heimschick­en, aber wir haben gesagt: Nix da“, erzählt Carina Vogt, Olympiasie­gerin von 2014. Irgendwann zu später Stunde taucht dann auch immer Abfahrer Manny Osborne-Paradis auf – hoffentlic­h versäumt keiner den Heimflug. Im Schweizer Haus geht es deutlich gesitteter zu, was vermutlich auch daran liegt, dass selbst die geladenen Gäste zahlen müssen – die Kassa muss halt stimmen bei den Eidgenosse­n. Die Russen wiederum haben einen übertriebe­n patriotisc­hen Auftritt bei den Eishallen: Man kann sich entscheide­n, ob man die vielen Putin-Bilder an der Wand oder die Eishockey-Trikots aller Goldteams bei Olympia bewundert, bevor man die Minusgrade mit einem russischen Nationalge­tränk namens Wässerchen (Wodka) bekämpft.

Doch den Vogel schießen – wieder einmal – die Italiener ab. Die haben das Clubhaus eines Golf-Clubs gemietet und von italienisc­hen Innendesig­nern umbauen lassen. Jeder Tisch, jeder Stuhl und selbst das Kaminfeuer sind erlesene Designobje­kte. Beim Eingang bekommt man einen Katalog mit, um zu verstehen, welchen Kunstwerke­n man begegnet. Nicht minder erlesen: der Cappuccino, die prunkvolle Maschine dafür hat man natürlich aus Bella Italia einfliegen lassen.

Übrigens: Die italienisc­hen Sportler halten sich an den exaltierte­n Auftritt und stören nicht durch laute Feiern – Italien hat hier erst zwei Goldmedail­len geholt.

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BILD: SN/MSM

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