Die ÖSV-Adler dürfen weiter zweifeln
Erstmals entschied Norwegen ein olympisches Teamspringen für sich. Für die ÖSV-Adler gab es am Ende eine bittere Erkenntnis.
Die Gefühlspalette reichte gestern während des Teambewerbs von einsichtig über trotzig bis zuversichtlich: „Wir kennen unsere Position, aber wir glauben an die Medaille“, meinte der Tiroler Manuel Fettner während des Teambewerbs. Der Oberösterreicher Michael Hayböck will zwischenzeitlich bemerkt haben, dass er „konstanter werde. Das freut mich, ich werde endlich konkurrenzfähig.“
Stefan Kraft indes gab sich keinen Illusionen hin: „Es geht im Moment leider nicht, aber ich habe viel gelernt.“Zwar habe Pyeongchang viele Gänsehautmomente gebracht – aber die erlebte der Doppel-Weltmeister „durch andere Sportler“.
Eine Enttäuschung war es keine, dass Österreich nicht zu den Sieganwärtern des Teamspringens von der Großschanze zählte – 94 Punkte fehlten am Ende auf die drittplatzierten Polen. Zwar hatte Cheftrainer Heinz Kuttin mehrmals nach den Trainings die Hoffnung auf eine Trendwende bekundet, aber dem sollte nicht sein. Der Kärntner sparte nach dem Springen aber nicht mit Kritik und ließ durchblicken, dass im Team doch „dicke Luft“herrsche. „Beschämend. Ganz einfach. Michi Hayböck, Stefan Kraft, die muss ich wirklich hervorheben. Die zwei Burschen tun mir leid und Manuel Fettner und Gregor Schlierenzauer ..., ich verstehe das nicht“, sagte Kuttin. Ob er für den Rest der Saison nun einen Plan hat? „Sicher. Den Plan habe ich schon im Kopf, aber da werde ich jetzt erst drüber schlafen. Es wird Maßnahmen geben und die werden mit mir auch sicher umgesetzt“, erklärte der ÖSV-Funktionär, der dies allerdings erst wieder in Österreich bekannt geben will.
Um seinen Job muss sich der Kärntner indes keine Sorgen machen: Nicht jetzt, denn während der Saison verwehrt sich ÖSVPräsident Peter Schröcksnadel gegen Schnellschüsse. „Das bringt nichts!“Und vor der Heim-Weltmeisterschaft in Seefeld werde auch das Frühjahr, sozusagen der Transfermarkt in der Trainer-Branche, nicht für Rochaden genutzt: „Ich sage es ganz klar: Wir schmeißen den Kuttin nicht raus.“Zuletzt waren nämlich Spekulationen aufgekommen: So hieß es, der Tiroler Schlierenzauer-Individual-Trainer Christoph Strickner sei ein potenzieller Kandidat für die Kuttin-Nachfolge. Und auch der Name des Vorarlbergers Bernhard Metzler, Vertrauensmann des Deutschen Richard Freitag, fiel in diesem Zusammenhang.
Die anderen Optionen fallen weg, denn weder die Norweger mit dem Tiroler Alexander Stöckl (Vertrag bis 2022), die gestern zweitplatzierten Deutschen mit dem Vorarlberger Werner Schuster (Vertrag bis 2019) noch die drittplatzierten Polen mit dem Tiroler Stefan Horn- gacher (Vertrag bis 2018) gelten als Option. Vor allem der Marktwert von Stöckl, der im Vorfeld einen harten Kampf um die Medaille erwartet hatte, scheint gestiegen. Vor der Ära Heinz Kuttin soll der Österreichische Skiverband bei ihm angeklopft haben, eine Rückkehr stand indes nicht zur Diskussion.
Den Österreichern steht jedenfalls viel Arbeit bevor, wie auch Gregor Schlierenzauer nüchtern analysierte: „Wir sind nicht auf dem technischen Niveau der anderen drei Nationen, das müssen wir akzeptieren.“Und Manuel Fettner gab sich gleichfalls keinen Illusionen hin: „Das ist leider der Ist-Zustand – wir sind zu weit weg.“