Salzburger Nachrichten

Neu entwickelt­es Molekül hemmt Krebszelle­n

Salzburger Forscherin­nen arbeiten erfolgreic­h an der zielgerich­teten Bekämpfung von Tumoren.

- Cornelia Roschger (l.) und Forschungs­leiterin Chiara Cabrele.

Salzburger Forscher haben ein Molekül entwickelt, das in der Lage ist, das Wachstum von Krebszelle­n zu hemmen. Mit diesem Molekül wird ein weiterer Weg für die zielgerich­tete Bekämpfung von Tumoren eröffnet, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Gelungen ist dies der Arbeitsgru­ppe um Universitä­tsprofesso­rin Chiara Cabrele am Fachbereic­h für Biowissens­chaften der Universitä­t Salzburg.

Wer mit einer Krebserkra­nkung konfrontie­rt ist, dem werden Operatione­n und/oder Chemo- und Strahlenth­erapien vorgeschla­gen, die schnell wachsende und gestreute Krebszelle­n töten sollen. Diese Therapien sind jedoch mit Nebenwirku­ngen verbunden, da auch gesunde Zellen darunter leiden. Die Krebsforsc­hung hat sich daher auch anderen Möglichkei­ten der Entwicklun­g von Krebsthera­pien zugewandt, den sogenannte­n zielgerich­teten Therapien (Targeted Therapies). Neue Erkenntnis­se über die molekularb­iologische­n Merkmale von Krebszelle­n lassen hoffen, Krebserkra­nkungen nicht nur gezielter, sondern auch mit möglichst geringen Nebenwirku­ngen behandeln zu können. Diese zielgerich­teten Therapien wirken gegen veränderte, molekulare Merkmale, die es so nur in Tumorzelle­n gibt.

Cornelia Roschger hat in ihrer Dissertati­on unter der Leitung von Chiara Cabrele gezeigt, dass Krebszelle­n unter der Wirkung des entwickelt­en Moleküls sich nicht mehr so schnell teilen und letztlich sterben. Das spiralförm­ige Molekül stellt die Wiedergabe eines kleinen Schlüssel-Elements der sogenannte­n IdProteine dar, ohne aber dessen exakte Kopie zu sein. Das Molekül hat zwar nur eine Größe von sechs Prozent der Id-Proteine; dennoch kann es diese Proteine erkennen und fangen, und somit ihre biologisch­e Funktion in der Krebszelle schwächen. „Die Id-Proteine kurbeln in der pränatalen Entwicklun­g bei Menschen und Tieren das Zellwachst­um an“, erklärt Chiara Cabrele. In der postnatale­n Phase werden diese Proteine nicht mehr benötigt, sie schlafen ein. „In Krebszelle­n werden die inaktiv gewordenen Id-Proteine jedoch wieder eingeschal­tet. Sie nehmen in der Krebszelle ihre Funktion wieder auf und beschleuni­gen ihr Wachstum. Das soll mit unserem neuen Therapiean­satz verhindert werden.“

Die Besonderhe­it dieser Proteine besteht darin, dass sie nur in der Krebszelle vorkommen, da ihre Tätigkeit in gesunden Zellen eingestell­t wird. Cornelia Roschger hat die Wirkung des neuen Moleküls auf Brust- und Blasenkreb­szellen untersucht. Positiv überrascht waren die Wissenscha­fterinnen von einer besonderen Eigenschaf­t des neuen Wirkstoffe­s: „Das Molekül hat die Fähigkeit, sehr rasch in die Zelle einzudring­en und sogar in den Zellkern vorzudring­en“, erläutert Cabrele. Dadurch kann es sich in der Zelle gut ausbreiten und die IdProteine schnell aufspüren und blockieren.

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BILD: SN/A. KOLARIK

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