Er hat dem guten alten Notizbuch zum Hype verholfen
Den Notizblock „London“ziert ein Hut unter einer Regenwolke, das Modell „Paris“ein verliebtes Paar und auf der Linie „Amsterdam“ranken sich Tulpen.
SALZBURG. „Stationary“nennt Werbeagentur-Betreiber Christian Görgl (37) sein zweites Standbein. Übersetzen lässt sich das am ehesten mit Papier-, Büround Schreibwaren. Nur, dass es nichts Altmodisches ist, sondern Lifestyle-Produkte für den Hipster. Das wiederum beschreibt den jungen, urbanen, szenebewussten Menschen, den ein Hauch von Extravaganz umgibt.
Vor fünf Jahren, genau als die neue Papierwaren-Branche zu boomen begann, ist er gemeinsam mit Partnerin Julia MayrReisch in den Markt eingestiegen. „Nicht um damit unseren Unterhalt zu verdienen, sondern weil wir ein gemeinsames Produkt entwickeln wollten“, wie Christian Görgl schildert. Bei einem gemeinsamen Neuseeland-Aufenthalt stolperten sie in einen Shop von „kikki.K“, dem Label der Schwedin Kristina Karlsson. Da war den beiden klar: So etwas wollen wir auch machen. Der Label-Name entstand aus dem Wortspiel „gut und besser“– und, „weil es dafür noch eine freie .com-Domain gab“, sagt der 37Jährige.
An die Lieferung der ersten Kollektion – die Produkte werden auf Naturpapier in Bad Vöslau gedruckt – erinnert er sich noch genau: „Es waren 1,5 Tonnen Papierwaren, die auf vier voll bepackten Paletten vor unserem Büro abgeladen wurden. Wir haben Stunden gebraucht, um das alles einzuräumen.“Sechs Wochen danach standen Christian Görgl und Julia Mayr-Reisch auf Europas wichtigster Papierwaren-Messe, der Paperworld in Frankfurt. „Das war spannend, wir bekamen erstmals Feedback, Kontakte zu Händlern und unsere ersten Aufträge“, erinnert sich Christian Görgl. Es folgten weitere Messen und Designmärkte wie der „Fesch’Markt“in Wien, und die Geschäfte liefen gut an.
„Der Großteil unserer Kunden sind Händler in Deutschland, aber auch in den skandinavischen Ländern und Frankreich.“Auch auf dem US-amerikanischen Markt hat sich das Duo aus Salzburg umgesehen. „Die Konkurrenz in den USA ist enorm, und sie produzieren alle in China. Da konnten wir preislich nicht mithalten“, sagt Christian Görgl.
Auch wenn der große Erfolg nie das erklärte Ziel der beiden Salzburger Unternehmer war: Ein paar „Ritterschläge“gab es doch: Etwa als Kristina Karlsson in Stockholm am „goods and better“-Messestand ein Kitchen Book erwarb. Oder als der ArtManager von Moleskine auf der Paperworld in Frankfurt Begeisterung für „goods and better“aus Österreich zeigte. Oder als das Designmagazin „novum“über die beiden Salzburger und ihre Produkte berichtete. Zwei Mal übrigens.
Aber der Markt hat sich verändert. Der anfängliche Boom hat ein hohes kreatives Potenzial geweckt, der Markt für außergewöhnliche Stationary-Ware war bald übersättigt und brach vor gut einem Jahr schließlich ein. „Für uns war es eine Erfahrung. Der Fokus lag ja von Anfang an nicht in der Gewinnmaximierung, also hatten wir keinen besonderen Druck. Wir schauen uns einfach an, wie sich der Markt entwickelt.“Vielleicht gerade deswegen gibt es „goods and better“immer noch. Und: Christian Görgl und Julia Mayr-Reisch haben erst vor Kurzem einen neuen Auftrag an Land gezogen – von einem Händler aus Deutschland, der Concept Stores in Berlin, Köln und Stuttgart betreibt. „So falsch machen wir es also nicht“, sagt Christian Görgl.