Salzburger Nachrichten

Volksbegeh­ren führt zu Ärger in den Gemeinden

Der Zustrom zum Anti-Rauch-Volksbegeh­ren war auch am Montag ungebroche­n. In allen Bezirken gab es aber wieder lange Wartezeite­n, weil das zentrale Wählerregi­ster überlastet war.

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Mehr als tausend Salzburger unterzeich­neten auch am Montag das Volksbegeh­ren „Don’t smoke“bei Gemeinden oder im Magistrat der Stadt Salzburg. Oder sie versuchten zumindest, es zu unterzeich­nen. Denn auch am Montag war wieder viel Geduld gefragt.

Das Innenminis­terium konnte die Probleme im System, die seit der Vorwoche auftreten, noch immer nicht beheben. Als Flaschenha­ls erwies sich das zentrale Wählerregi­ster, das seit Jahresbegi­nn in Betrieb ist. Den Ärger bekamen teils die Mitarbeite­r in den Meldeämter­n zu spüren.

Auch unter den Bürgermeis­tern in Salzburg gibt es viele, die das Volksbegeh­ren unterzeich­nen. Dabei läuft derzeit nur das Sammeln von Unterstütz­ungserklär­ungen. Die offizielle Eintragung­sphase für das Volksbegeh­ren folgt erst später. Die jetzt geleistete­n Unterschri­ften gelten aber bereits.

Am Montag galt dasselbe wie am Freitag: Wer das Volksbegeh­ren „Don’t smoke“im Bürgerserv­ice des Schloss Mirabell unterzeich­nen wollte, brauchte viel Geduld. Oder einen zweiten Anlauf. Um 8 Uhr morgens ging nämlich gar nichts mehr. Mehrere Bürger mussten wieder gehen – ohne eine Unterschri­ft geleistet zu haben.

Das Problem lag freilich nicht in Salzburg, sondern in Wien. Mit dem zentralen Wählerregi­ster, das mit Jahresbegi­nn in Betrieb gegangen ist, spießt es sich. Der Ressortspr­echer des Innenminis- teriums, Alexander Marakovits, betonte, dass es sich nicht um Serverprob­leme handle, vielmehr sei die Datenanwen­dung einfach überlastet: „Es herrscht Stau am Datenhighw­ay.“

Für Ingeburg und Helmut Gann hat sich das Warten dennoch gelohnt. Mehr als eine Stunde stand das Ehepaar aus der Stadt Salzburg am Montag im Bürgerserv­ice, um sich für die Frauen- und Nichtrauch­ervolksbeg­ehren einzutrage­n. „Eine Stunde warteten wir in der Schlange. Und die letzte Viertelstu­nde standen wir am Schalter, weil das Computersy­stem so langsam war. Aber schließlic­h hat unsere Eingabe geklappt“, sagt Ingeburg Gann. Eine Ausweitung des Nichtrauch­erschutzes sei ihr so wichtig, dass sich dafür eine längere Wartezeit lohne.

Die mussten am Montag alle Besucher des Bürgerserv­ice in Kauf nehmen. Kurz vor Mittag standen knapp 50 Personen vor den Schaltern im Erdgeschoß des Schloss Mirabell. Auch wer ein anderes Anliegen hatte, musste warten. Am schlimmste­n sei es in der Früh gewesen, sagt Johannes Greifenede­r, Sprecher der Stadt Salzburg. „Da sind die Rechner des Innenminis­teriums gar nicht gegangen. Jetzt gehen sie zumindest zeitweise.“Der Andrang auf die Volksbegeh­ren sei ungebroche­n groß. „Dabei läuft ja derzeit erst die Vorphase. Die echte Eintragung­sphase kommt ja erst.“

Nicht nur in der Landeshaup­tstadt war der Andrang so groß, dass im Innenminis­terium die Computer streikten. Auch in den Salzburger Gemeinden lief bei Weitem nicht alles so, wie es sollte. Als zeitweise restlos überforder­t bezeichnet Peter Schröder, SPÖ-Bürgermeis­ter aus Oberndorf, die Lage. Vor allem ab 10 Uhr vormittags habe sich die Situation verändert. „Teilweise geht es nur sehr langsam voran, teilweise gar nicht.“Einen derartigen Run zur Unterstütz­ung eines Volksbegeh­rens wie derzeit habe er in seiner Amtszeit „noch nie erlebt“.

In Schwarzach unterzeich­neten bis zu Mittag 40 Bürger das Anti-Rauch-Volksbegeh­ren, die Hälfte davon auch das Frauenvolk­sbegehren. „Zwischen 10 und 12 Uhr ging alles nur schleppend und langsam“, sagt Bürgermeis­ter Andreas Haitzer (SPÖ), der das Begehren auch selbst unterzeich­net hat.

In Wals-Siezenheim mussten sich die Mitarbeite­r im Meldeamt teils beschimpfe­n lassen, weil aufgrund der Probleme im Innenminis­terium alles derart langsam vonstatten ging, wie Ortschef Joachim Maislinger (ÖVP) er-

„Mitarbeite­r müssen sich beschimpfe­n lassen, weil nichts weitergeht.“ J. Maislinger, Bürgermeis­ter Wals

zählt. Mehr als 100 Bürger hätten bereits auf der Gemeinde unterschri­eben, sagt Maislinger. „Genaue Zahlen gibt es nicht, weil wir schon wieder keinen Zugriff auf den Server haben. Aber der Zuspruch zum Volksbegeh­ren ist enorm“, sagt der Bürgermeis­ter. Nachsatz: „Ich werde wohl auch unterschre­iben.“

Ähnlich sind auch die Erfahrunge­n von Salzburgs Gemeindeve­rbandspräs­ident, dem St. Johanner ÖVP-Bürgermeis­ter Günther Mitterer: „Der Montagvorm­ittag war von starkem Andrang von Bürgern und gleichzeit­igen EDV-Problemen geprägt. Es ging nur sehr schleppend voran.“

Auch im Lungau wollten die Bürger unterzeich­nen. St. Margarethe­ns Ortschef Gerd Brand (SPÖ) sagt: „Es dauert teilweise 45 Minuten, bis wir Zugriff zum zentralen Wählerregi­ster haben.

Wir haben ziemliche Probleme.“Bis dato hätten 16 Personen unterzeich­net, was drei Prozent der Wahlberech­tigten entspreche.

Keine Probleme mit der EDV hatte man in Zell am See – und das trotz regen Interesses. „Allein am Montagvorm­ittag waren 50 bis 60 Bürger zum Unterschre­iben hier“, berichtet Bürgermeis­ter Peter Padourek (ÖVP).

Einen Nebeneffek­t dürfte der Andrang auf das Volksbegeh­ren auch für die anstehende Landtagswa­hl in Salzburg haben. Dort sammeln jene Parteien, die noch nicht mit drei Abgeordnet­en im Landtag vertreten sind, derzeit Unterstütz­ungserklär­ungen. Ein gelber Zettel hängt etwa auch im Bürgerserv­ice des Schloss Mirabell. Die langen Schlangen dürften aber wohl einige Sympathisa­nten abhalten, für eine Partei zu unterzeich­nen. „Wir schätzen, dass wir heute allein in der Stadt Unterstütz­ungserklär­ungen im zweistelli­gen Bereich verloren haben“, sagt Neos-Chef Sepp Schellhorn

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BILD: SN/ROBERT RATZER Zu Mittag standen knapp 50 Personen im Schloss Mirabell Schlange, um die Volksbegeh­ren zu unterzeich­nen.
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BILD: SN/ROBERT RATZER Obwohl derzeit nur Unterstütz­ungserklär­ungen gesammelt werden und die Eintragung­sphase für das Volksbegeh­ren noch gar nicht läuft, ist der Andrang enorm.

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