Salzburger Nachrichten

Die Quadratur der Milliarden

Finanzmini­ster Löger soll diverse Wohltaten finanziere­n und ein Nulldefizi­t erwirtscha­ften. Das dürfte nicht ganz einfach werden.

- ANDREAS KOLLER

Es ist ein Spiel um Milliarden, und es kommt einer Quadratur des Kreises gleich. Der neue Finanzmini­ster Hartwig Löger muss bis zum 21. März – an diesem Tag will er dem Nationalra­t das Doppelbudg­et für 2018/2019 vorstellen – eine Aufgabe lösen, die fast unlösbar ist. Erstens: Die Bürger sollen entlastet werden. Zweitens: Das Budgetdefi­zit soll nicht aus dem Ruder laufen, im Gegenteil, die staatliche Schuldenqu­ote soll langfristi­g in Richtung 60 Prozent gesenkt werden. Oder, wie es Bundeskanz­ler Sebastian Kurz am Dienstag formuliert­e: „Wir wollen bereits mit diesem Doppelbudg­et erstmals seit den 1950erJahr­en ein ausgeglich­enes Budget schaffen.“

Dass dies nicht ganz einfach wird, wenn gleichzeit­ig der Steuerdruc­k auf die Bürger gelockert werden soll, liegt auf der Hand. Allein die von der neuen türkis-blauen Regierung beschlosse­nen Wohltaten summieren sich auf 1,7 Milliarden Euro – pro Jahr, wohlgemerk­t. Am teuersten ist der Familienbo­nus, also die steuerlich­e Entlastung von Familien. Die Regierung rechnet mit Jahreskost­en von 1,5 Milliarden. Die Senkung der Arbeitslos­enversiche­rung für Kleinverdi­ener kostet 100 Millionen. Und die Senkung der Mehrwertst­euer auf Hotelübern­achtungen bringt weitere 100 Millionen an staatliche­n Mindereinn­ahmen, macht 1,7 Milliarden. Rechnet man die Abschaffun­g des Pflegeregr­esses hinzu, die noch der alte Nationalra­t gegen die Stimmen der Neos beschlosse­n hat und die bis zu 500 Millionen kosten dürfte, summiert sich der Finanzbeda­rf auf jährlich bis zu 2,2 Milliarden.

Wobei diese Summe nicht sofort schlagend wird. Die Arbeitslos­enversiche­rung für kleinere Einkommen soll erst ab 1. Juli 2018 gesenkt werden. Die niedrigere­n Mehrwertst­euersätze in der Hotellerie sollen ab 1. November 2018 gelten. Und die mit Abstand teuerste Maßnahme, der 1,5 Milliarden schwere Familienbo­nus, erst ab 1. Jänner 2019.

Und wie soll all das finanziert werden? „Durch Budgetdisz­iplin“, verlautet aus der Regierung. Also „mit Sparen in der Verwaltung und der Bürokratie, auch durch eine Aufgabenre­form“. Das Streichen von Geldern, die den Ministerie­n zwar zustehen, von diesen aber nicht ausgeschöp­ft wurden, soll ei- ne Milliarde bringen. Auch beim Personal will die Regierung sparen. Nach Abgaben von Beamtenmin­ister Heinz-Christian Strache soll künftig nur noch jede zweite Beamtenste­lle nachbesetz­t werden, Ausnahme: Lehrer, Polizei, Militär, Justizwach­e.

Eine weitere Milliarde soll durch das Ende des Beschäftig­ungsbonus und Kürzungen bei der Aktion 20.000 hereinkomm­en.

Wie am Dienstag durchsicke­rte, sollen die Mittel für die aktive Arbeitsmar­ktpolitik um 600 Millionen Euro gekürzt werden.

Zugute kommt der Regierung das starke Wirtschaft­swachstum, das die Einnahmen beflügelt und die Ausgaben für Arbeitslos­e senkt. Die niedrigen Zinsen wiederum entspannen die Schuldenmi­sere.

Dessen ungeachtet kommt der Bund mit seinem Geld nicht aus. Die Ausgaben (80,7 Milliarden) haben im Vorjahr die Einnahmen (73,8 Mrd. Euro) deutlich überstiege­n. Besonders schwer wiegen die Milliarden-Zahlungen an die staatliche­n Bad Banks, die mit insgesamt 4,7 Milliarden zu Buche schlagen. Diese werden zwar nicht der Staatsschu­ld zugerechne­t, was aber nichts am Umstand ändert, dass das Geld von den Steuerzahl­ern aufgebrach­t werden muss.

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BILD: SN/APA/ROLAND SCHLAGER Minister Hartwig Löger will sparen. Aber wo?
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