Das Leben nach der Politik ist ein Glücksspiel
Ausgerechnet Novomatic. Der milliardenschwere, im niederösterreichischen Gumpoldskirchen domizilierende Glücksspielkonzern gab am Freitag bekannt, dass er die grüne ExChefin Eva Glawischnig als „Verantwortungsmanagerin“angeheuert habe, oder, wie es auf Neudeutsch heißt: als Verantwortliche für die Bereiche „Corporate Responsibility und Sustainability“. Ausgerechnet Novomatic, das seine Umsätze mit Dingen wie „Games“, „Lottery Solutions“und „Sports betting“macht. Ausgerechnet Glawischnig, in deren grünen Genen eigentlich die Ablehnung dieser Glücksspiel- und Wettautomatenwelt festgeschrieben sein müsste.
Grund genug also, um über die Berufswahl der einstigen grünen Vorzeigepolitikerin den Kopf zu schütteln. Grund genug aber auch, sich Gedanken zu machen über die Frage, was Politiker nach ihrem Abschied aus der Politik eigentlich machen sollen. Kehren sie dorthin zurück, wo sie herkamen, etwa in die Arbeiterkammer, werden sie als Versager verhöhnt. Wechseln sie in den staatsnahen Bereich, heißt es, sie würden auf Kosten der Allgemeinheit „versorgt“. Gehen sie in die Privatwirtschaft, gelten sie als Raffzähne, die ihre Ideologie verraten. Und verkaufen sie ihre Expertise meistbietend auf dem internationalen Beratermarkt, Stichwort Gusenbauer, brauchen sie sich gar nicht mehr auf der Straße blicken zu lassen.
Was also tun? Ehemalige ÖVP- oder SPÖ-Politiker können auf einen Top-Job bei der Europäischen Investitionsbank oder im Vorstand einer Wohnbaugesellschaft hoffen. Aber eine Ex-Grüne? Die kann von Glück reden, wenn zufällig gerade ein Glücksspielkonzern sein sozial-ökologisches Image verbessern will und ein entsprechendes Feigenblatt sucht.
Die republikanische Idealvorstellung wäre, dass Bürgerinnen und Bürger aus der Mitte der Gesellschaft auf Zeit ein politisches Amt übernehmen und danach wieder in die Mitte der Gesellschaft zurückkehren. Ohne Spott, ohne Häme, ohne versorgt werden zu müssen, ohne sich rechtfertigen zu müssen. Davon sind wir weit entfernt.