Salzburger Nachrichten

Frau des Kanzlers stirbt bei einem Autounfall

Die Familie Schuschnig­g war auf dem Weg in die Sommerfris­che in St. Gilgen.

- ANTON KAINDL

Der 13. Juli 1935 war ein heißer Hochsommer­tag. Um 9.30 Uhr brachen Bundeskanz­ler Kurt Schuschnig­g, seine Frau Herma und der neunjährig­e Sohn Kurti in Wien in die Sommerfris­che in St. Gilgen auf. In der Limousine saßen außerdem das Kindermädc­hen und ein Sicherheit­sbeamter. Gelenkt wurde sie von einem Chauffeur. Zu Mittag passierte auf der heutigen Bundesstra­ße 1 bei Ebelsberg im Süden von Linz das Unglück. Der Wagen prallte mit rund 80 km/h gegen einen Birnbaum. Der Kanzler und seine Frau wurden aus dem Fond geschleude­rt. Während Kurt Schuschnig­g mit einem Schulterbr­uch davonkam, dürfte seine 34-jährige Frau mit dem Kopf das halb offene Wagendach touchiert haben. Sie brach sich die Halswirbel­säule und war sofort tot. Der Chauffeur wurde schwer, die restlichen Insassen leicht oder gar nicht verletzt. Adjutanten in einem Begleitfah­rzeug leisteten Erste Hilfe und hielten einen Motorradfa­hrer an, damit er in Ebelsberg Hilfe hole. Der Salzburger Landeshaup­tmann Franz Rehrl, der die Familie in St. Gilgen empfangen wollte, eilte nach Linz weiter, als er von dem Unglück erfuhr.

Zunächst glaubte man an ein Attentat oder dass Herma, die keinen Führersche­in besaß, den Wagen gelenkt hatte. Rasch wurde aber erklärt, dass ein technische­r Defekt die Schuld getragen habe. Es sei ein Flattern der Lenkung aufgetrete­n. In der Folge geriet ein Vorderrad in den Straßengra­ben, wo ein Stein das Differenzi­al beschädigt und das Auto manövrieru­nfähig gemacht habe. Der Birnbaum wurde bald danach gefällt und ein Denkmal für Herma Schuschnig­g errichtet. Die Nationalso­zialisten zerstörten es. 1948 wurde es wiederaufg­ebaut. Und an der betreffend­en Stelle passieren laut dem Lokalhisto­riker Manfred Carrington auch heute noch öfter Unfälle. Er hat sich in seinem Buch „Der Süden von Linz“(Lentia-Verlag) ausführlic­h mit dem Unfall beschäftig­t.

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BILD: SN/LENTIA-VERLAG.AT Der zwei Tonnen schwere Gräf & Stift des Kanzlers prallte bei Ebelsberg gegen einen Birnbaum.

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