Salzburger Nachrichten

Facebook ist Treffpunkt für Hass im Netz

Seit einem halben Jahr gibt es eine Beratungss­telle, bei der Internetnu­tzer Gewalt melden können. Mit schockiere­nden Details.

- Florian Weiser, Schüler

WIEN, SALZBURG. Grooming, Sexting, Hatespeech: Florian Weiser kennt die hässliche Fratze des Internets. Der 16-jährige Schüler aus Salzburg hat sich zum Experten ausbilden lassen. Sein Wissen gibt er – locker, ohne besserwiss­erisch zu wirken – an Gleichaltr­ige weiter. So sollen sie sich gegen Übergriffe aus der virtuellen Welt schützen.

Dass Hilfe wegen Gewalt im Internet höchst notwendig ist, zeigen Zahlen der Beratungss­telle gegen Hass im Netz. Die Einrichtun­g, die auf Bestreben des Bundeskanz­leramts ins Leben gerufen wurde, gibt es erst seit einem halben Jahr. 701 Fälle von Onlinehass, Hetze und Cybermobbi­ng haben Mitarbeite­r registrier­t. 221 Fälle haben sie bei der Meldestell­e für NS-Wiederbetä­tigung am Innenminis­terium angezeigt, 13 Fälle der Staatsanwa­ltschaft übergeben. Häufigster Tatbestand: Verhetzung. Der Ort, an dem sich das am öftesten abspielt: Facebook. Das sagt Claudia Schäfer von der Beratungss­telle Zara, die sich mit Zivilcoura­ge und Anti-Rassismus-Arbeit beschäftig­t.

Florian Weiser spricht mit Altersgeno­ssen darüber, dass man aufpassen muss, wenn man persönlich­e Daten eingibt. Er ist ein sogenannte­r Peer-Experte, also einer, der unter seinesglei­chen aufklärt. Auf Facebook zum Beispiel sei es wichtig, sich mit den Sicherheit­seinstellu­ngen zu beschäftig­en, damit nicht jeder weltweit sehen kann, wo Nutzer wohnen, welche Fotos sie posten oder welche Telefonnum­mer sie haben. Auch Sexting und Grooming seien oft Thema, sagt Weiser. Beim einen warnt er davor, Nacktfotos zu verschicke­n; beim anderen geht es darum, dass Jugendlich­e sich nicht von Erwachsene­n dazu überreden lassen sollen, ihnen Fotos zu schicken oder sich gar mit ihnen zu treffen. Weiser nutzt WhatsApp und Instagram. Bei seiner Ausbildung hat er erfahren, was auf diesen Plattforme­n alles passieren kann. „Es hat mich überrascht, was an Gewalt möglich ist“, sagt der Salzburger.

Die Meldestell­e gegen Hass im Netz erfüllt eine weitere Aufgabe: Weil sie die Anzeigen macht, werden Daten von Internetnu­tzern, denen etwa Verhetzung auffällt, nicht an Beschuldig­te weitergege­ben. Davor hatte jeder, gegen den ein Verfahren lief, Einsicht in die Daten desjenigen, der ihn angezeigt hatte. „So wird vermieden, dass Hass aus dem Netz zu realem Hass wird“, erklärt Schäfer. Denn es sei – selten, aber doch – vorgekomme­n, dass Anzeigeers­tatter verfolgt wurden.

„Es überrascht mich, was an Gewalt möglich ist.“

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