Ironimus hat immer schon gezittert
Karikaturenaltmeister Ironimus wird 90 – Krems zeigt einen Rückblick.
KREMS. Im einen Leben ist er Stararchitekt, im anderen ein legendärer Karikaturist. Gustav Peichl alias Ironimus wird 90 Jahre alt, Jahrzehnte davon begleitete er die Zeitläufe und die österreichische Politik mit spitzer Feder und dem berühmten „zittrigen“Strich. Nie war er auf schenkelklopfendes Vergnügen aus, er fand mit hintergründigem Humor und subtilem Strich zu Beobachtungen der Ereignisse. Das zeigen die 90 Arbeiten aus den Jahren von 1948 bis 2018. Ausgesucht wurden die Cartoons, darunter auch neue, bisher unveröffentlichte, vom Sohn Peichls, dem Galeristen Markus Peichl. Das muss bei einem Lebenswerk von rund 12.000 Karikaturen wohl nicht einfach gewesen sein, überdies gibt es von Ironimus über 30 Bücher.
Der am 18. März 1928 in Wien geborene Gustav Peichl war Schüler von Clemens Holzmeister und Mitarbeiter von Roland Rainer, ehe er sich als Architekt selbstständig machte. „Nebenbei“veröffentlichte er schon als 18-Jähriger seine ersten Zeichnungen und arbeitete dann als Karikaturist mehr als sechs Jahrzehnte lang für „Die Presse“, die „Süddeutsche Zeitung“, den „Stern“und „Die Weltwoche“. Schon Julius Raab war ein beliebtes Motiv des politischen Zeichners, in höchster Blüte stand Ironimus wohl zur Zeit von Bundeskanzler Bruno Kreisky, von dem behauptet wurde, dass er den Ironimus-Zeichnungen mit dem typischen gewellten Haar immer ähnlicher werde. Nun ist allerdings das politische Werk nicht im Vordergrund der Kremser Jubiläumsausstellung, im Gegenteil, wie der Titel behauptet.
Und so sind es zahlreiche Zeichnungen, welche den Erscheinungen und auch Tücken des Alltags neue humorvolle Facetten abgewinnen. Das Leben kann ja auch ein Witz sein – wenn man dafür empfänglich ist. Auch aus dem Privatarchiv sind Dokumente zu sehen, die bis in die Jugendtage von Gustav Peichl zurückführen.
Und dass Gustav Peichl als Architekt auch das Gebäude des Karikaturenmuseums in Krems-Stein entworfen hat mit seinem zackigen Fassadenabschluss, daran wird ebenfalls in Zeichnungen erinnert. Im Museum ist auch Peichls engem Freund Manfred Deix (1949–2016) eine Sonderschau gewidmet. Ausstellung: