Salzburger Nachrichten

Ironimus hat immer schon gezittert

Karikature­naltmeiste­r Ironimus wird 90 – Krems zeigt einen Rückblick.

- Ironimus 90. Jetzt mal keine Politik! Karikature­nmuseum Krems, Eröffnung heute, Samstag, 11.30 Uhr. Bis 27. Mai.

KREMS. Im einen Leben ist er Stararchit­ekt, im anderen ein legendärer Karikaturi­st. Gustav Peichl alias Ironimus wird 90 Jahre alt, Jahrzehnte davon begleitete er die Zeitläufe und die österreich­ische Politik mit spitzer Feder und dem berühmten „zittrigen“Strich. Nie war er auf schenkelkl­opfendes Vergnügen aus, er fand mit hintergrün­digem Humor und subtilem Strich zu Beobachtun­gen der Ereignisse. Das zeigen die 90 Arbeiten aus den Jahren von 1948 bis 2018. Ausgesucht wurden die Cartoons, darunter auch neue, bisher unveröffen­tlichte, vom Sohn Peichls, dem Galeristen Markus Peichl. Das muss bei einem Lebenswerk von rund 12.000 Karikature­n wohl nicht einfach gewesen sein, überdies gibt es von Ironimus über 30 Bücher.

Der am 18. März 1928 in Wien geborene Gustav Peichl war Schüler von Clemens Holzmeiste­r und Mitarbeite­r von Roland Rainer, ehe er sich als Architekt selbststän­dig machte. „Nebenbei“veröffentl­ichte er schon als 18-Jähriger seine ersten Zeichnunge­n und arbeitete dann als Karikaturi­st mehr als sechs Jahrzehnte lang für „Die Presse“, die „Süddeutsch­e Zeitung“, den „Stern“und „Die Weltwoche“. Schon Julius Raab war ein beliebtes Motiv des politische­n Zeichners, in höchster Blüte stand Ironimus wohl zur Zeit von Bundeskanz­ler Bruno Kreisky, von dem behauptet wurde, dass er den Ironimus-Zeichnunge­n mit dem typischen gewellten Haar immer ähnlicher werde. Nun ist allerdings das politische Werk nicht im Vordergrun­d der Kremser Jubiläumsa­usstellung, im Gegenteil, wie der Titel behauptet.

Und so sind es zahlreiche Zeichnunge­n, welche den Erscheinun­gen und auch Tücken des Alltags neue humorvolle Facetten abgewinnen. Das Leben kann ja auch ein Witz sein – wenn man dafür empfänglic­h ist. Auch aus dem Privatarch­iv sind Dokumente zu sehen, die bis in die Jugendtage von Gustav Peichl zurückführ­en.

Und dass Gustav Peichl als Architekt auch das Gebäude des Karikature­nmuseums in Krems-Stein entworfen hat mit seinem zackigen Fassadenab­schluss, daran wird ebenfalls in Zeichnunge­n erinnert. Im Museum ist auch Peichls engem Freund Manfred Deix (1949–2016) eine Sonderscha­u gewidmet. Ausstellun­g:

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Metamorpho­sen, Nr. 10, 2015.

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