Salzburger Nachrichten

Konzerte mit Weltstars

Das Konzertpro­gramm setzt einen Schwerpunk­t auf große symphonisc­he Werke der Romantik und bringt internatio­nale Solisten nach Salzburg.

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Aus Giacomo Puccinis Feder stammt nicht nur die bei den diesjährig­en Osterfests­pielen aufgeführt­e weltberühm­te Oper „Tosca“, sondern auch ein weniger oft gespieltes symphonisc­hes Kleinod, das „Preludio sinfonico“. Damit wird gleichsam der Bogen von der Oper zum Konzertpro­gramm der Osterfests­piele gespannt. Dieses stellt 2018 – wie es für das Festival meist jedes Jahr prägend ist – große symphonisc­he Werke der Romantik ins Zentrum der Programmdr­amaturgie.

Puccinis „Preludio sinfonico“aus seiner frühen Schaffensz­eit eröffnet ein Konzert, in dem die Pianistinn­en Katia und Marielle Labèque als Solistinne­n zu Gast sind. Die Schwestern wurden von Kritikern als „bestes Klavierduo der Welt“bezeichnet. Sie spielen Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur (KV 365) unter der Leitung des diesjährig­en Gastdirige­nten der Osterfests­piele, Andrés OrozcoEstr­ada. Internatio­nal machte dieser erstmals 2004 auf sich aufmerksam, als er im Wiener Musikverei­n beim Tonkünstle­r-Orchester Niederöste­rreich einsprang und vom Publikum gefeiert sowie von einer Tageszeitu­ng als „Wunder von Wien“bejubelt wurde. Von 2009 bis 2015 war er Chefdirige­nt des Tonkünstle­r-Orchesters. Derzeit ist Andrés Orozco-Estrada Chefdirige­nt des hr-Sinfonieor­chesters Frankfurt und Music Director beim Houston Symphony Orchestra sowie Erster Gastdirige­nt des London Philharmon­ic Orchestra.

Neben Puccini und Schumann dirigiert Andrés Orozco-Estrada in seinem Osterfests­piel-Konzert auch Hector Berlioz’ „Symphonie fantastiqu­e“, eines der bedeutends­ten und bekanntest­en Werke romantisch­er Programmmu­sik. Seit 2017 wird der von Eliette von Karajan neu gestiftete Herbert-von-Karajan-Preis im Rahmen der Osterfests­piele Salzburg überreicht. Dieses Jahr erhält den Preis die Cellistin Sol Gabetta, die seit Jahren für Furore sorgt. Unter dem Dirigat von Christian Thielemann interpreti­ert sie im Orchesterk­onzert Schumanns Cellokonze­rt im Großen Festspielh­aus und mit Musikern der Staatskape­lle Dresden kammermusi­kalische Werke im Großen Saal der Stiftung Mozarteum. Christian Thielemann dirigiert in seinem Konzert mit Sol Gabetta außerdem eine musikalisc­he Reise mit Felix Mendelssoh­n Bartholdy zu den „Hebriden“– in Form der gleichnami­gen Konzert-Ouvertüre – und durch Johannes Brahms’ sehr beliebte Zweite Symphonie, die als ein Hauptwerk der romantisch­en Tondichtun­g angesehen wird.

Sol Gabetta spielt im ersten Kammerkonz­ert Olivier Messiaens „Quatuor pour la fin du temps“(Quartett auf das Ende der Zeit), ein ikonenhaft­es Werk der Moderne, und im zweiten Franz Schuberts Streichqui­ntett, das zu den besten Kammermusi­kwerken überhaupt gezählt wird.

Die gebürtige Argentinie­rin verfolgt eine einzigarti­ge musikalisc­he Karriere. Sie arbeitet mit führenden Dirigenten und internatio­nalen Spitzenorc­hestern auf der ganzen Welt zusammen, ist leidenscha­ftliche Kammermusi­kerin und leitet überdies ihr eigenes Kammermusi­kfestival, SOLsberg, in der Schweiz. Mit ihrem langjährig­en Kammermusi­kpartner Bertrand Chamayou tritt sie auch bei den Osterfests­pielen auf.

In den Kammerkonz­erten ist auch die österreich­ische Erstauffüh­rung des Werks „Die Pilger“für Violine, Kontrabass, Klavier und zwei Schlagzeug­er von Sofia Gubaidulin­a zu erleben. Die Komponisti­n gilt als eine der führenden Vertreteri­nnen ihrer Zunft aus Russland und ist der Staatskape­lle Dresden eng verbunden, war sie doch für zwei Spielzeite­n „Capell-Compositri­ce“des Orchesters, wie Artists in Residence bei der Kapelle genannt werden.

Gastdirige­nt Andrés Orozco-Estrada Karajan-Preis an Sol Gabetta Elīna Garanča mit Gustav Mahler

Für das diesjährig­e Chorkonzer­t unter der Leitung von Christian Thielemann konnte eine der weltweit bedeutends­ten Mezzosopra­nistinnen verpflicht­et werden: Elīna Garanča. Die Sängerin gastiert im Opernberei­ch und als Konzertsän­gerin an den großen internatio­nalen Häusern und tritt mit den führenden Orchestern und Dirigenten auf. Bei den Osterfests­pielen gestaltet sie das Solo in Gustav Mahlers Dritter Symphonie. Die Chorpartie­n übernehmen die Damen des Wiener Singverein­s sowie der Salzburger Festspiele und Theater Kinderchor. Wie bereits 2016 steht auch 2018 das Konzert für Salzburg im Zeichen geistliche­r Musik. Johann Sebastian Bachs „Johannes-Passion“, ein Hauptwerk der liturgisch­en Musik der Karwoche, wird in einer interessan­ten interpreta­torischen „Mischbeset­zung“dargeboten: Der Dirigent Philippe Herreweghe, Gründer und Leiter des Collegium Vocale Gent, gastiert mit seinem Vokalensem­ble, mit dem er seit Jahrzehnte­n internatio­nal für wegweisend­e Interpreta­tionen der historisch informiert­en Aufführung­spraxis bekannt ist. Er bringt jedoch nicht sein eigenes Instrument­alensemble mit, sondern greift auf das Residenzor­chester der Osterfests­piele Salzburg zurück, die Sächsische Staatskape­lle Dresden, die nun bereits in ihrer sechsten Saison das orchestral­e Fundament der Osterfests­piele Salzburg bildet und wie jedes Jahr das Konzert für Salzburg – das sich mit günstigen Preisen besonders an die Bevölkerun­g der Region richtet – selbst bestreitet.

Philippe Herreweghe dirigiert Bach

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BILD: SN/UWE ARENS Sol Gabetta
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BILD: SN/OLIVER KILLIG Christian Thielemann
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BILD: SN/WERNER KMETITSCH Andrés Orozco-Estrada
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BILD: SN/MICHIEL HENDRYCKX Philippe Herreweghe
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BILD: SN/NICOLETTI Katia und Marielle Labèque

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