Wo Horror endet und wahrer Grusel beginnt
Es gibt Zeitgenossen, denen schon Kriminalfilme zu unheimlich sind, um sie als Unterhaltung zu genießen. Horror- und Gruselfilme legen noch einen Zahn zu: Sie wollen das Publikum gezielt in Angst und Schrecken versetzen. Und das Genre ist so alt wie das Kino selbst.
Vor allem ältere Teenager werden von den Produzenten vieler Horrorfilme anvisiert. Diese können sich noch an Schocks berauschen – so traurig das auch ist. Extreme Effekte entfachen Begeisterung. Erwachsene sehen das kritischer. Ihre Lebenserfahrung lässt sie den vordergründigen Horror durchschauen. Ihnen bereitet vielmehr der scheinbar dezentere Grusel mit seinen abgründigen Varianten der quälenden Erwartung eines schrecklichen Ereignisses auch im Heimkino eine Gänsehaut. Denn der wahre Horror ist der Grusel, so wie Hitchcocks Suspense etwa bei „Psycho“schon Grusel in Reinkultur war– vergleichbar mit jener Spannung, die geläufiger Action meilenweit überlegen ist.
Stephen King, der literarische Großmeister des Genres, richtet seine unheimlichen Geschichten an Erwachsene, wenngleich – wie in „ES“– auch Kindern und Jugendlichen Hauptrollen zukommen können. Nach der vor allem aus Budgetgründen ziemlich holprigen zweiteiligen TVAdaption (1990) gibt es nun eine aufwendige Spielfilmversion. Hier ist die Geschichte von in Abständen von jeweils 27 Jahren auftretenden Ereignissen in einer Kleinstadt des nördlichsten amerikanischen Bundesstaates Maine eine reine „Männersache“. Sogar das einzige Mädchen in der siebenköpfigen Gang schneidet sich die Haare burschikos und zählt zu den mutigsten der Gruppe.
Der unheimliche Clown Pennywise entführt Kinder und das will unser Septett nachhaltig stoppen. Bald spukt es an allen Ecken und Enden, sämtliche Sinne der Zuschauer werden strapaziert. Ein schauriges Holzhaus zitiert Hitchcocks „Psycho“. Fazit: Der große Kinoerfolg, dessen Fortsetzung bereits beschlossen ist, wirkt auch im Wohnzimmer schaurig und schreckt vor deftigen Effekten nicht zurück. Es gibt also mindestens so viel Horror wie Grusel. „ES“,