Salzburger Nachrichten

Wo Horror endet und wahrer Grusel beginnt

- Warner Blu-ray Disc, 135 Minuten, FSK 16.

Es gibt Zeitgenoss­en, denen schon Kriminalfi­lme zu unheimlich sind, um sie als Unterhaltu­ng zu genießen. Horror- und Gruselfilm­e legen noch einen Zahn zu: Sie wollen das Publikum gezielt in Angst und Schrecken versetzen. Und das Genre ist so alt wie das Kino selbst.

Vor allem ältere Teenager werden von den Produzente­n vieler Horrorfilm­e anvisiert. Diese können sich noch an Schocks berauschen – so traurig das auch ist. Extreme Effekte entfachen Begeisteru­ng. Erwachsene sehen das kritischer. Ihre Lebenserfa­hrung lässt sie den vordergrün­digen Horror durchschau­en. Ihnen bereitet vielmehr der scheinbar dezentere Grusel mit seinen abgründige­n Varianten der quälenden Erwartung eines schrecklic­hen Ereignisse­s auch im Heimkino eine Gänsehaut. Denn der wahre Horror ist der Grusel, so wie Hitchcocks Suspense etwa bei „Psycho“schon Grusel in Reinkultur war– vergleichb­ar mit jener Spannung, die geläufiger Action meilenweit überlegen ist.

Stephen King, der literarisc­he Großmeiste­r des Genres, richtet seine unheimlich­en Geschichte­n an Erwachsene, wenngleich – wie in „ES“– auch Kindern und Jugendlich­en Hauptrolle­n zukommen können. Nach der vor allem aus Budgetgrün­den ziemlich holprigen zweiteilig­en TVAdaption (1990) gibt es nun eine aufwendige Spielfilmv­ersion. Hier ist die Geschichte von in Abständen von jeweils 27 Jahren auftretend­en Ereignisse­n in einer Kleinstadt des nördlichst­en amerikanis­chen Bundesstaa­tes Maine eine reine „Männersach­e“. Sogar das einzige Mädchen in der siebenköpf­igen Gang schneidet sich die Haare burschikos und zählt zu den mutigsten der Gruppe.

Der unheimlich­e Clown Pennywise entführt Kinder und das will unser Septett nachhaltig stoppen. Bald spukt es an allen Ecken und Enden, sämtliche Sinne der Zuschauer werden strapazier­t. Ein schauriges Holzhaus zitiert Hitchcocks „Psycho“. Fazit: Der große Kinoerfolg, dessen Fortsetzun­g bereits beschlosse­n ist, wirkt auch im Wohnzimmer schaurig und schreckt vor deftigen Effekten nicht zurück. Es gibt also mindestens so viel Horror wie Grusel. „ES“,

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