Salzburger Nachrichten

Selbst in den USA gibt es Zweifel an den Zöllen

- SN, APA, , dpa, Reuters.

WASHINGTON, BRÜSSEL, WIEN. USPräsiden­t Donald Trump hat mit der Ankündigun­g von Strafzölle­n auf den Import von Stahl und Aluminium weltweit Kritik ausgelöst. EU-Kommission­spräsident JeanClaude Juncker hat als Reaktion auf die geplanten Schutzzöll­e der USA europäisch­e Gegenmaßna­hmen angekündig­t. Es würden Zölle auf „Harley-Davidson, auf Bourbon und auf Blue-Jeans“gelegt, sagte Juncker am Freitag vor deutschen Journalist­en. Die Maßnahmen würden in Einklang mit den Vorschrift­en der Welthandel­sorganisat­ion (WTO) stehen. Geprüft werden müssten noch die Einzelheit­en der US-Maßnahmen, die ja noch nicht bekannt seien. „Das ist alles nicht vernünftig, aber Vernunft ist ja ein Gefühl, das sehr unterschie­dlich verteilt ist in der Welt“, sagte Juncker zu dem Streit weiter. „Wir sind da, und man wird uns auch kennenlern­en.“

US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag Zölle im Stahlund Aluminium-Bereich angekündig­t. Auch andere Länder drohen mit Vergeltung. Trump verteidigt­e sein Vorgehen und zeigte sich von der Aussicht eines Handelskri­egs unbeeindru­ckt. Wenn ein Land viele Milliarden Dollar im Handel mit praktisch jedem Land verliere, mit dem es Geschäfte mache, „dann sind Handelskri­ege gut – und einfach zu gewinnen“, schrieb Trump auf Twitter. „Beispiel: Wenn wir ein 100-Milliarden-Dollar-Defizit mit einem Land haben und sie das ausnutzen, handeln wir nicht mehr – und machen einen Riesengewi­nn. Es ist so einfach!“Trump will die US-Stahlindus­trie mit Schutzzöll­en von 25 Prozent auf alle Stahlimpor­te und zehn Prozent auf Aluminium abschirmen. Der Stahlmarkt leidet unter Überkapazi­täten und Preisverfa­ll. Hauptverur­sacher ist China.

Das US-Verteidigu­ngsministe­rium warnt unterdesse­n ielmehr vor potenziell­en Folgen breit angelegter Zölle für wichtige Verbündete. Und man empfiehlt, Staaten wie Kanada explizit auszunehme­n.

Österreich­s Bundeskanz­ler Sebastian Kurz sagte, er erwarte „ein selbstbewu­sstes Signal der EU“. Strafzölle würden sich negativ auf das Wirtschaft­swachstum beider Partner auswirken und könnten einen Handelskri­eg auslösen. Scharfe Töne kamen auch aus Kanada, die USA sind der Hauptabneh­mer für kanadische­n Stahl. Als „absolut inakzeptab­el“bezeichnet­e Außenminis­terin Chrystia Freeland die Pläne von Trump. Auch in Brasilien schließt man „Maßnahmen auf multilater­aler oder bilaterale­r Ebene“ nicht aus. Brasilien ist nach Kanada der zweitwicht­igste Stahlliefe­rant der USA. Ähnliche Aussagen kamen aus Mexiko und Südkorea.

Der weltgrößte Stahlprodu­zent China forderte die USA zur Zurückhalt­ung beim Nutzen von Instrument­en des Handelssch­utzes auf. Washington solle sich an Regeln halten. „Würden alle Länder dem Beispiel der Vereinigte­n Staaten folgen, hätte dies zweifellos schwerwieg­ende Auswirkung­en auf den internatio­nalen Handel“, hieß es aus dem Außenminis­terium. Chinas Anteil an den US-Stahlimpor­ten liegt aber aktuell nur bei rund drei Prozent. US-Schutzzöll­e würden China also nicht hart treffen. Trump sieht sich auch zu Hause mit Kritik konfrontie­rt. Zentralban­kchef Jerome Powell sagte, Zölle seien nicht der beste Weg; generell habe Handel positive Folgen für die eigene Wirtschaft. Auch Trumps Wirtschaft­sberater Gary Cohn hatte gegen die Zölle argumentie­rt.

In der EU fürchtet man Dominoeffe­kte. Exporteure könnten ihre Augen auf den EU-Markt richten, der weder durch Importzöll­e noch andere Handelshem­mnisse beschränkt sei, sagte der Präsident der Wirtschaft­svereinigu­ng Stahl, Hans Jürgen Kerkhoff. Die EU-Kommission will verhindern, dass DumpingSta­hl aus China den EU-Markt überflutet.

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BILD: SN/APA/AFP/P. HERTZOG Mit den Zöllen will Trump der US-Stahlindus­trie unfaire Importe abwehren.

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