Salzburger Nachrichten

Zölle haben am Ende dieselbe Wirkung wie eine Mauer

Das Polit-Credo von Donald Trump heißt Abschotten. Mexikaner will er mit einer Mauer, den Rest der Welt mit Zöllen draußen halten.

- WWW.SN.AT/WIENS

Er hat es also tatsächlic­h getan. Donald Trump hat angekündig­t, dass die USA ab der nächsten Woche Strafzölle verhängen würden, in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium. Überrasche­nd kommt das nicht, schon im Wahlkampf rasselte Trump mit den Ketten des Protektion­ismus und versprach insbesonde­re den US-Stahlunter­nehmen, dass er sie und ihre Mitarbeite­r vor unfairer ausländisc­her Konkurrenz schützen werde. Diese und andere Verspreche­n trugen dazu bei, dass er zum Präsidente­n gewählt wurde. Dass er die nun in die Tat umsetzt, ist nur konsequent.

Die Aufregung ist groß, dabei sind Zölle im Wirtschaft­sleben nichts Ungewöhnli­ches. Seit Völker miteinande­r Handel treiben, heben sie Zölle ein. Ihre Geschichte lässt sich bis ins alte Ägypten nachverfol­gen. Zölle dienten jenen, die sie einhoben, dazu, ihre Kassen zu füllen, die sich immer wieder leerten, weil teure Kriege zu finanziere­n waren. Zölle waren also lang in erster Linie ein Mittel, Geld aufzutreib­en.

Die Idee, Zölle als Schutzinst­rument der heimischen Wirtschaft einzusetze­n, ist deutlich jünger. Aufgebrach­t haben sie Politiker und Ökonomen in der Zeit des Frühkapita­lismus des 17. und 18. Jahrhunder­ts. Den Merkantili­sten ging es darum, den Wohlstand des Staates zu mehren, durch Einnahmen aus dem Export und dem Bremsen von Importen durch Zölle. Als einer der Mitbegründ­er dieser Schule gilt Jean-Baptiste Colbert, Finanzmini­ster von Ludwig XIV. Wandelt der US-Präsident gar auf den Spuren des Sonnenköni­gs? Nun, Trump ist ein Händler, aber er hält sich nicht gern an Regeln, schon gar nicht an solche, die andere aufgestell­t haben. Er sieht die internatio­nale Wirtschaft als Kampfarena, wo das Recht des Stärkeren zählt und Schiedsric­hter wie die Welthandel­sorganisat­ion WTO nur stören. Die und ihr Vorläufer, das GATT, haben allerdings bewirkt, dass die Zölle stetig gesunken sind, und so zum Wohlstand in der Welt beigetrage­n.

Trump ist die Welt egal, er versteht sich als Schutzpatr­on seiner Landsleute. Nationale Interessen zu schützen ist zwar etwas, was die Menschen von einem Politiker erwarten. Aber die Staatenlen­ker sollten auch eine Politik machen, die den Bürgern langfristi­g nützt. Zölle sind dafür kein probates Mittel. Sie verschaffe­n nicht konkurrenz­fähigen Industrien zwar kurzfristi­g Entlastung, die können sich damit aber die Wettbewerb­er nicht ewig vom Leib halten. Langfristi­g zahlen die US-Konsumente­n die Zeche, weil sich viele Produkte verteuern und ihre Kaufkraft sinkt. Das gilt übrigens auch für Länder, die aus Selbstschu­tz mit Gegenmaßna­hmen reagieren – es gibt also nur Verlierer.

Trump sollte einen Blick in die Geschichts­bücher der USA werfen. Im Jahr 1930 erließ die Regierung von Präsident Herbert Hoover den Smoot-Hawley Tariff Act, mit dem die Zölle auf Tausende Produkte massiv erhöht wurden. Die Antwort der Handelspar­tner ließ den weltweiten Handel beinahe zum Erliegen kommen.

Beim Weltwirtsc­haftsforum in Davos lud Trump ausländisc­he Konzerne noch ein, in den USA zu investiere­n. „America First“bedeute nicht „America Alone“, sagte der US-Präsident damals. Aber nur sechs Wochen später steht Amerika plötzlich ziemlich allein da.

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Richard Wiens

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