Zölle haben am Ende dieselbe Wirkung wie eine Mauer
Das Polit-Credo von Donald Trump heißt Abschotten. Mexikaner will er mit einer Mauer, den Rest der Welt mit Zöllen draußen halten.
Er hat es also tatsächlich getan. Donald Trump hat angekündigt, dass die USA ab der nächsten Woche Strafzölle verhängen würden, in Höhe von 25 Prozent auf Stahl und zehn Prozent auf Aluminium. Überraschend kommt das nicht, schon im Wahlkampf rasselte Trump mit den Ketten des Protektionismus und versprach insbesondere den US-Stahlunternehmen, dass er sie und ihre Mitarbeiter vor unfairer ausländischer Konkurrenz schützen werde. Diese und andere Versprechen trugen dazu bei, dass er zum Präsidenten gewählt wurde. Dass er die nun in die Tat umsetzt, ist nur konsequent.
Die Aufregung ist groß, dabei sind Zölle im Wirtschaftsleben nichts Ungewöhnliches. Seit Völker miteinander Handel treiben, heben sie Zölle ein. Ihre Geschichte lässt sich bis ins alte Ägypten nachverfolgen. Zölle dienten jenen, die sie einhoben, dazu, ihre Kassen zu füllen, die sich immer wieder leerten, weil teure Kriege zu finanzieren waren. Zölle waren also lang in erster Linie ein Mittel, Geld aufzutreiben.
Die Idee, Zölle als Schutzinstrument der heimischen Wirtschaft einzusetzen, ist deutlich jünger. Aufgebracht haben sie Politiker und Ökonomen in der Zeit des Frühkapitalismus des 17. und 18. Jahrhunderts. Den Merkantilisten ging es darum, den Wohlstand des Staates zu mehren, durch Einnahmen aus dem Export und dem Bremsen von Importen durch Zölle. Als einer der Mitbegründer dieser Schule gilt Jean-Baptiste Colbert, Finanzminister von Ludwig XIV. Wandelt der US-Präsident gar auf den Spuren des Sonnenkönigs? Nun, Trump ist ein Händler, aber er hält sich nicht gern an Regeln, schon gar nicht an solche, die andere aufgestellt haben. Er sieht die internationale Wirtschaft als Kampfarena, wo das Recht des Stärkeren zählt und Schiedsrichter wie die Welthandelsorganisation WTO nur stören. Die und ihr Vorläufer, das GATT, haben allerdings bewirkt, dass die Zölle stetig gesunken sind, und so zum Wohlstand in der Welt beigetragen.
Trump ist die Welt egal, er versteht sich als Schutzpatron seiner Landsleute. Nationale Interessen zu schützen ist zwar etwas, was die Menschen von einem Politiker erwarten. Aber die Staatenlenker sollten auch eine Politik machen, die den Bürgern langfristig nützt. Zölle sind dafür kein probates Mittel. Sie verschaffen nicht konkurrenzfähigen Industrien zwar kurzfristig Entlastung, die können sich damit aber die Wettbewerber nicht ewig vom Leib halten. Langfristig zahlen die US-Konsumenten die Zeche, weil sich viele Produkte verteuern und ihre Kaufkraft sinkt. Das gilt übrigens auch für Länder, die aus Selbstschutz mit Gegenmaßnahmen reagieren – es gibt also nur Verlierer.
Trump sollte einen Blick in die Geschichtsbücher der USA werfen. Im Jahr 1930 erließ die Regierung von Präsident Herbert Hoover den Smoot-Hawley Tariff Act, mit dem die Zölle auf Tausende Produkte massiv erhöht wurden. Die Antwort der Handelspartner ließ den weltweiten Handel beinahe zum Erliegen kommen.
Beim Weltwirtschaftsforum in Davos lud Trump ausländische Konzerne noch ein, in den USA zu investieren. „America First“bedeute nicht „America Alone“, sagte der US-Präsident damals. Aber nur sechs Wochen später steht Amerika plötzlich ziemlich allein da.