Popkonzert: Gefährdete Vögel müssen umziehen
Goldkehlchen versus Feldlerche: Der Auftritt von Popstar Ed Sheeran soll in Essen Zehntausende Fans anlocken. Doch Umweltschützer fürchten um eine seltene Vogelart.
Ein unter Artenschutz stehender Vogel muss für ein Konzert des britischen Popstars Ed Sheeran (27) im Ruhrgebiet umziehen – der Naturschutzbund Deutschland (NABU) protestiert dagegen. Einem von der Stadt Essen genehmigten Artenschutzkonzept zufolge soll die im Gras brütende Feldlerche bis zum Sommer ihre Nistplätze auf dem Flughafen Essen/Mülheim vorübergehend räumen. Zu dem ausverkauften Konzert am 22. Juli werden rund 80.000 Besucher erwartet. Mit der Umsiedlungsaktion werde im März begonnen, sagte eine Sprecherin der Stadt Essen.
Der NABU forderte indessen eine Aufgabe der Konzertpläne und warf den Veranstaltern vor, eine gefährdete Vogelart aus rein ökonomischen Gründen verscheuchen zu wollen. Der Bestand des seltenen Feldvogels befinde sich seit einigen Jahren „im freien Fall“, sagte Elke Brandt vom NABU Essen/Mülheim. Von der Aktion sind nach Einschätzung des NABU etwa acht bis neun Brutpaare betroffen. Angesichts einer ungebremsten Zerstörung der Brutlebensräume zählten Flughäfen noch zu den weniger werdenden Rückzugsräumen der Bodenbrüter. „Ein Umzug kann nicht erfolgreich sein“, sagte Brandt.
Unter Aufsicht der zuständigen Umweltbehörden der Stadt Essen sollen auf Kosten des Veranstalters zunächst Ausgleichsflächen in der Nähe des bisherigen Brutgebiets angelegt werden. Dort wolle man mit eigens angelegten Gras- und Blüh- flächen vorübergehend einen neuen Rückzugsraum für den Vogel schaffen, hieß es. Ziel sei, den Vogel dazu zu bewegen, sein bisheriges Brutrevier auf dem Flughafengelände aufzugeben. Während der ersten Brutperiode im Frühjahr könnten die Vögel noch zwischen beiden Brutgebieten wechseln. Vor dem geplanten Konzert werde die Fläche auf dem Veranstaltungsgelände kurz gemäht, sodass dem Vogel die Rückzugsmöglichkeiten fehlten.
Mit dem vom Veranstalter vorgelegten Artenschutzkonzept habe die geplante Großveranstaltung jedoch nur die erste Hürde genommen, betonte die Stadt Essen. Noch müssten ein Verkehrs- und ein Sicherheitskonzept genehmigt werden. Ein Sprecher des Konzertveranstalters FKP Scorpio zeigte sich zuversichtlich, dass man die noch ausstehenden Genehmigungen erhalten werde.
Eine ähnliche Diskussion wurde bereits vor einigen Jahren im oberösterreichischen Wels geführt: Auslöser war der Auftritt der Band AC/DC auf dem dortigen Flugplatz im Juni 2010. Im Vorfeld schlugen Naturschützer Alarm, weil just zu diesem Zeitpunkt auch Brachvogel, Kiebitz und Feldlerche brüteten. Befürchtet wurde, dass die Elterntiere ihre Gelege im Stich lassen könnten. Letztlich fand das Konzert dort aber doch statt.
Dass man auch ungeliebte Vögel mit Musik vertreiben kann, fand vor einigen Jahren der Flughafen im britischen Gloucestershire heraus. Es wurde allerhand probiert, um Möwen und Krähen von den Startbahnen fernzuhalten. Kein Mittel half. Letztlich fand man doch eine Lösung: Das ungeliebte Federvieh ließ sich nämlich mit dem Abspielen von Tina-Turner-Songs in die Flucht schlagen.