Salzburger Nachrichten

Das Leben des Peter Rosegger

- Wissenscha­ftlicher Leiter der Ausstellun­g „Peter Rosegger“im Museum für Geschichte Graz 5760 Saalfelden

Zu „Rosegger wird verharmlos­t“(SN vom 17. 2., Seite 11).

Es gibt einerseits die Denkmalstü­rzer, die Rosegger als NS-Vorläufer verteufeln. Dabei stützen sie sich auf eine vor 27 Jahren (!) verfasste Dissertati­on von Wolfgang Hölzl, deren Fragestell­ung der Historiker Stefan Karner bereits 1993 als obsolet bezeichnet hat. Anderersei­ts gibt es Rosegger-Begeistert­e, die ihn als zeitlosen alpenländi­schen Geistesgig­anten hochstilis­ieren, der für jede Frage der Gegenwart eine passende Antwort parat hatte.

Die Wahrheit liegt in der Mitte – natürlich war Rosegger ein Kind seiner Zeit, aber gesamtheit­lich gesehen überwiegen seine Humanität und seine Abneigung gegen jeden Extremismu­s.

Eine ausgewogen­e Skizzierun­g der Gesamtpers­önlichkeit gab die unvergesse­ne Autorin Hilde Spiel. Solche abgeklärte­n Beurteilun­gen sind in einer von Schlagwort­en erfüllten Gesellscha­ft fast eine Seltenheit. Wer macht sich noch die Mühe, tatsächlic­h das umfangreic­he Gesamtwerk eines Dichters zu lesen, wenn man ihm ein kräfti- ges, aus dem Zusammenha­ng gerissenes Zitat anbietet? Rosegger selbst war bereits mit der Problemati­k konfrontie­rt, dass aus sehr komplexen und differenzi­erenden Werken vereinfach­end jeweils das ideologisc­h Passende entnommen wird; denn er erlebte, wie das Werk seines Freundes Robert Hamerling zur politische­n Propaganda benutzt wurde. Rosegger meinte damals:

„Das willkürlic­he Herausreiß­en von einzelnen Sätzen aus Dichterwer­ken kann unter Umständen eine Fälschung bedeuten. Wozu schreibt der Dichter, der Ethiker ein ganzes großes Werk, wenn irgendein Satz ihn schon vollkommen vertritt, schon alles sagen kann? Seien Sie ehrlich im Zitieren …“

Er war sich selbst durchaus bewusst, dass „man jeden Dichter oder Schriftste­ller ganz beliebig zu allem Möglichen und Unmögliche­n stempeln“könnte: „Man kann Goethe zu einem blutigen Sozialdemo­kraten, Schiller zu einem fanatische­n Klerikalen, Luther zu einem Zyniker, den heiligen Augustin zu einem Gottesleug­ner machen. Shakespear­e wird sich dafür bedanken, mit seinen Bösewichte­rn, Cervantes wird sich dagegen verwahren, mit seinen Dummköpfen identifizi­ert zu werden …“

In diesem Sinne ist die Ausstellun­g im Museum für Geschichte um Objektivit­ät bemüht. An vielen Hörstation­en kann man sich von Rosegger selbst durch die Schau führen lassen. Dies gibt die Gelegenhei­t, sich ein eigenständ­iges Bild von seiner Persönlich­keit zu machen. Univ.-Prof. DDr. Gerald Schöpfer, einer Vermögens- und Erbschafts­steuer über eine Million Euro. Wer A sagt, sollte auch B sagen: Zum neuen Regieren gehört halt ein bisschen mehr als Symbolpoli­tik. Sollten die nunmehr Regierende­n auf die Idee kommen, den Pflegeregr­ess wieder einzuführe­n, nach den bevorstehe­nden Landtagswa­hlen ist dies zu befürchten, dürfen sich die Wähler bereits auf ein neues Volksbegeh­ren vorbereite­n. Franz Marth,

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