Südtirols kleine Schatztruhe
Die älteste Stadt Tirols. Brixen bietet mehr, als eine Kleingemeinde normalerweise zu bieten hat. Und der Reiz soll noch größer werden – dank André Heller.
www.brixen.org Ein riesiger Elefant huscht über die malerische Fassade. Ja, ein Elefant. Zuerst als junges Tier, später auf einer seiner Lebensstationen in Wien, final sogar als Astronaut im Weltall. Die Zuschauer sind begeistert, immer wieder geht ein Raunen durch die Menge. In der Brixner Hofburg, einem früheren Bischofssitz, wurde in den vergangenen drei Jahren die Geschichte des Elefanten Soliman als aufwendige Licht- und Musikshow aufgezogen. Rund 150.000 Besucher lockte die Reihe an, die parallel zum lokalen Weihnachtsmarkt über die Bühne ging.
Soliman gab es wirklich. Der Elefant wurde Mitte des 16. Jahrhunderts vom Habsburgerkaiser Karl V. an seinen Neffen Maximilian verschenkt. Als das Tier im Winter 1551/1552 von Spanien nach Wien wanderte, machte es vierzehn Tage Station in Brixen. Damit hat Soliman viel gemein mit zahlreichen Besuchern der Kleinstadt im Südtiroler Eisacktal. Obwohl die 22.000-Einwohner-Gemeinde die älteste Stadt Tirols ist, war sie jahrzehntelang Durchzugsstation für Reisende, die von Österreich über den Brenner etwa Richtung Gardasee unterwegs waren – oder denselben Weg zurück nehmen mussten. Doch das Bild Brixens hat sich gedreht. Mittlerweile ist die Kleinstadt selbst einer der größten Tourismusmagneten Südtirols: Allein 2017 zählte der Großraum Brixen 244.000 Ankünfte von Touristen, die gesamt 778.000 Nächte in der Gemeinde verbrachten.
„Wir wollen eine Ganzjahresdestination werden“, beschreibt Brigitte Salcher vom Brixner Tourismusbüro ihr Ziel. Zu jeder Jahreszeit biete ihre Heimatstadt Besonderes. Vor allem Wanderer schätzten Brixen samt Umgebung. In der Nähe liegt etwa das Kloster Neustift, eine riesige Kirchenanlage der österreichischen Augustiner-Chorherren. Im Kloster ist eine der kleinsten Bibeln der Welt ausgestellt.
Eine besondere Bindung haben die Brixner zu ihrem Hausberg. Die Plose, ein bis zu 2600 Meter hoher Gebirgsstock, dient in den warmen Monaten als Wanderziel direkt vor der Haustür. Im Winter wird auf der Plose fleißig Ski gefahren. Doch auch wenn die Plose mit der Trametsch die längste Abfahrt Südtirols bietet, ist Brixen kein typischer Wintersportort. „Wir sind nicht die Winterdestination schlechthin“, sagt Salcher. „Aber wir liegen zentral. Und sind so guter Ausgangspunkt für Skiausflüge in die Dolomiten.“Nach eigenen Angaben bilden die zwölf zusammengeschlossenen Skigebiete des Verbunds Dolomiti Superski das weltweit größte Skiareal.
Zurück vom Hausberg in die Altstadt Brixens. Wer von der Nordseite Richtung Stadtkern spaziert, passiert italienische Cafés ebenso wie Tiroler Restaurants – und viele kleine Geschäfte. Noch immer gibt es in Brixen kein einziges Kaufhaus. Selbst in den Lauben, der innerstädtischen Flaniermeile, reiht sich Einzelhandel an Einzelhandel. Pflichtstopp beim Schlendern durch die Lauben: der „dreikopfete Mann“. Der Sage nach spuckt die Statue am Karfreitag mit allen drei Köpfen Geldstücke aus.
Hinter den Lauben liegt das Epizentrum Brixens, der Domplatz mit der riesigen Domkirche. Jahrhundertelang war Brixen Bischofssitz. Entsprechend beeindruckend ist der Dombezirk, zu dem ein malerischer Kreuzgang gehört. Wer an das südliche Ende des Domplatzes schlendert, kann links Richtung Priesterseminar abbiegen – ein ehemaliges Pilgerhospiz. In seiner Zeit als Kardinal verbrachte der spätere Papst Benedikt hier die Sommerferien. Als er 2008 als oberster Kirchenvertreter nochmals in Brixen Urlaub machte, stand die kleine Stadt kopf.
Wer rechts abbiegt, landet wieder vor der Brixner Hofburg. Die frühere Bischofsresidenz beherbergt ein Diözesanmuseum samt Krippenausstellung. Und die Anlage soll bald noch mehr bieten. Der 2,5 Hektar große Hofburggarten könnte in ein Areal mit mehr als 30 Kunstwerken und einem Kaffeehaus verwandelt werden. Und das mit österreichischer Beteiligung: André Heller bewarb sich vor Kurzem für den Umbau des Hofburggartens. Die finale Entscheidung, ob Heller den Garten umgestalten darf, steht noch aus.
Und was wird aus dem Tourismusmagneten in der Hofburg, dem Elefanten Soliman? Die Lichtshow werde weitergeführt, beschreibt Tourismusbüroleiterin Salcher. Jedoch unter einem anderen Titel. Weitere Details könne man noch nicht verraten. Derweil lockt Soliman auch unweit von Salzburg Touristen an: Im Stift Kremsmünster, Oberösterreich, steht der sogenannte Elefantenstuhl – hergestellt aus den Knochen Solimans.
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