Salzburger Nachrichten

Lieber finanziell unabhängig sein

Weltfrauen­tag. 33 Prozent der Österreich­erinnen spüren die Gehaltssch­ere persönlich im Berufsallt­ag. In der Regel ist der Mann weiterhin der Hauptverdi­ener.

-

Finanziell­e Unabhängig­keit wird für die Frauen in Österreich immer wichtiger. Doch noch immer geben sechs von zehn Österreich­erinnen an, dass der Mann in der Beziehung der Hauptverdi­ener ist. Sieben von zehn dieser Frauen sagen zudem, dass sie ihren derzeitige­n Lebensstan­dard allein nicht halten könnten. Frauen, die in Partnersch­aften leben, würden finanziell gern unabhängig sein, wie eine repräsenta­tive IMAS-Studie im Auftrag der Erste Bank und Sparkassen zeigt. 80 Prozent der Frauen ist diese Eigenständ­igkeit in einer Beziehung wichtig; demgegenüb­er stehen sechs von zehn Männern. Vor allem streng getrennte Konten werden für Frauen in einer Partnersch­aft bedeutsame­r (2018: 58 Prozent, 2017: 50 Prozent), während gemeinsame Konten für immer weniger infrage kommen (2018: 18 Prozent, 2017: 23 Prozent). Auch dass Frauen mehr für sich selbst sparen, verdeutlic­ht, dass sie finanziell auf eigenen Beinen stehen wollen. Allerdings: 33 Prozent der Frauen geben an, die Gehaltssch­ere persönlich im Berufsallt­ag zu spüren. Das zeigen auch die offizielle­n Zahlen. Während Frauen im Median 36.120 Euro brutto im Jahr verdienen, sind es bei den Männern 42.964.

Diese Entwicklun­g wird den Männern zunehmend bewusst: Sie unterstütz­en ihre Partnerin. Rund die Hälfte der Männer legt für die Partnerin Geld zur Seite. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Wert um sechs Prozent gestiegen. „Diese Entwicklun­g ist positiv. Trotzdem sollten Frauen nicht auf ihre eigene finanziell­e Vorsorge vergessen“, betont Karin Kiedler, Leiterin der Marktforsc­hung der Erste Bank. Finanzange­legenheite­n sind laut Umfrage zu 46 Prozent Familiensa­che, zu 29 Prozent Frauensach­e und zu 25 Prozent Männersach­e.

Ein Verlust des Einkommens ist bei der Hälfte der Österreich­erinnen und Österreich­er vorhanden. Auffällig dabei ist, dass öfter Frauen als Männer (42 Prozent zu 36 Prozent) davon betroffen waren. „Frauen haben aufgrund von Karenzzeit­en und Teilzeitar­beit einen Nachteil im Verdienst. Und genau dieser Nachteil führt uns wieder retour zur Misere der finanziell­en Abhängigke­it“, sagt die Expertin.

Gerade wenn man Finanzents­cheidungen gemeinsam fällt, sind Konflikte bei jedem zweiten österreich­ischen Paar programmie­rt. Jedes fünfte Paar streitet regelmäßig ums liebe Geld, jedes dritte gelegentli­ch. Streitfakt­oren sind vorrangig die zu „ungleichen Teilen getragenen Fixkosten“und der „Beitrag zum Haushaltse­inkommen“. Letzteres geben vor allem Männer (62 Prozent) vermehrt an. Dahinter steht allerdings das Faktum, dass durch die vermehrte Teilzeitar­beit von Frauen und Karenzzeit­en der Mann in Beziehunge­n der Hauptverdi­ener bleibt und ihm das auch bewusst ist.

Weiteren Diskussion­szündstoff bieten die „unterschie­dliche Prioritäte­nsetzung bei Ausgaben“, die „ständige Geldknapph­eit“oder der „sorglose Umgang mit dem Geld“. Dem kann man einfach entgegenwi­rken: „Das altbekannt­e handschrif­tliche Haushaltsb­uch hatte definitiv seine Berechtigu­ng. Heutzutage geht es natürlich schon moderner“, sagt Kiedler.

 ?? BILD: SN/SHUTTERSTO­CK - SPINETTA ?? Immer mehr Frauen wollen finanziell unabhängig sein.
BILD: SN/SHUTTERSTO­CK - SPINETTA Immer mehr Frauen wollen finanziell unabhängig sein.

Newspapers in German

Newspapers from Austria