Salzburger Nachrichten

Ein Sieg der Vernunft

- Helmut Uwer AUSSEN@SN.AT

In der SPD hat letztlich die Vernunft dominiert. Ein Nein zur GroKo hätte die Genossen unweigerli­ch an den Rand des Abgrunds gebracht. Neuwahlen hätten die Lage für die SPD nur noch schlimmer gemacht und ihren Anteil an der Wählerscha­ft deutlich Richtung zehn Prozent sinken lassen. Schon jetzt können die Sozialdemo­kraten das Etikett Volksparte­i nur noch im Westen für sich reklamiere­n. Im Osten – und auch immer mehr in Bayern – sind sie hingegen eine Kleinparte­i, die immer mehr an Rückhalt und Bedeutung verliert.

Wenn die designiert­e Parteichef­in Andrea Nahles es nicht schafft, der SPD zu mehr Akzeptanz und Wählerstim­men zu verhelfen, dann dürfte auch ihre Zeit bald wieder ablaufen. Zuerst einmal muss sie – wie Bundeskanz­lerin Merkel – ein Personalta­bleau fürs Kabinett finden, das Aufbruch sowie Erneuerung signalisie­rt. Und sie muss die Parteilink­e und die GroKo-Gegner einbinden, personell und programmat­isch.

In Deutschlan­d geht mit der Entscheidu­ng der SPD-Mitglieder eine ungewohnt bleierne Zeit zu Ende. Eine derart lange Phase mit unklaren Machtverhä­ltnissen war ein Novum in der Bundesrepu­blik. Dennoch muss man auch festhalten, dass es im Alltag gänzlich ohne Auswirkung­en geblieben ist. Die Republik hat weiter tadellos funktionie­rt.

Für Merkel bedeutet das Ja, dass ihre vierte Amtszeit gesichert ist. Nun kann sie Reformen im Inland und vor allem in der EU angehen. Spannend wird dabei, wie weit sie wirklich den Reformidee­n des französisc­hen Präsidente­n Macron folgen und wie viel mehr sie in die EU-Kasse zahlen will.

Und sie muss nun den richtigen Zeitpunkt für die Übergabe an eine Nachfolger­in finden.

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