Salzburger Nachrichten

Weibliche Sprache schafft Bewusstsei­n

- Referentin für moderne Matriarcha­tsforschun­g 5151 Nußdorf

„Sprache schafft Wirklichke­it und die Grenzen der Sprache sind die Grenzen des einzelnen Weltbildes.“Dieses Zitat von Ludwig Wittgenste­in, einem der bekanntest­en Philosophe­n des 20. Jahrhunder­ts, ist mittlerwei­le Allgemeing­ut geworden. Im modernen Konfliktma­nagement wird großer Wert auf die Sprache gelegt. Gewaltfrei­e Kommunikat­ion ist in aller Munde.

Das gesprochen­e, geschriebe­ne und gedachte Wort ist Energie, es sendet eine spezifisch­e Schwingung aus, wie uns Masaru Emoto, japanische­r Alternativ­mediziner, mit seinen eindrückli­chen Wasserkris­tallbilder­n gezeigt hat.

Wir sprechen unsere Mutterspra­che, die jedoch zu einer „Vatersprac­he“umgeformt wurde, damit der Machterhal­t des Patriarcha­ts gesichert werden kann. Keine der feministis­chen Forderunge­n wird meiner Wahrnehmun­g nach so sehr bekämpft und als angeblich unnötig hingestell­t wie eine weibliche Sprachform. Immer wieder ist die Rede davon, dass wir uns zuerst um die Gleichstel­lung bezüglich Einkommen und Pensionsan­sprüchen bemühen sollten, bevor wir diesem „Genderwahn­sinn“, wie ihn Daniela Pichler in ihrem Leserinbri­ef vom 14. Februar betitelt hat, nachlaufen sollten.

„Haben wir denn keine anderen Sorgen . . .“, diese Aussage geht meist Hand in Hand mit dem Hinweis, dass es unnötig und sogar lächerlich sei, bezüglich Sprache auf geschlecht­ergerechte Sprachform­en zu beharren. Selbst Frauen glauben an die Mär, dass sie in einer männlichen Wortform „mitgemeint“seien. Ich bin der festen Überzeugun­g, dass es genau umgekehrt ist: Würde sich unsere Sprache sozusagen „über Nacht“auf die natürliche­n, weiblichen Sprachform­en umstellen, wir würden staunen, wie schnell sich all die patriarcha­len Folgeersch­einungen, wie das Ungleichge­wicht beim Einkommen, auflösen würden. Denn die Unterdrück­ung der weiblichen Kraft und Energie durch die patriarcha­l-männliche Sprache ist die Basis, ist die Ursache hinter allem und nicht eine lapidare und zu vernachläs­sigende Randersche­inung. Die männliche Sprache erschafft die männlich geprägte Wirklichke­it unserer derzeitige­n Welt, in dessen Weltbild Frauen auch weiterhin „nicht der Rede wert sein sollen“.

Ich darf in diesem Zusammenha­ng auf die Publikatio­nen der Sprachwiss­enschafter­innen Luise F. Pusch und Senta Trömel-Plötz, den Begründeri­nnen der feministis­chen Linguistik im deutschspr­achigen Raum, verweisen. Renate Fuchs-Haberl,

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