Vom Bullen-Eishockeytrainer zum Sportrichter
Warum der frühere Bullen-Trainer Dan Ratushny dem Eishockey Lebewohl sagt und seine Zukunft beim Sportgerichtshof sieht.
Dass ein Eishockeytrainer einmal Zeit zum Durchschnaufen nimmt und es nicht eilig mit einem neuen Job hat, ist nicht ungewöhnlich. Dass er dann in der „Pause“zum Richter wird, ist aber höchst selten. Genau das aber macht Salzburgs Meistermacher der Saisonen 2015 und 2016, Dan Ratushny.
Der Kanadier, ausgebildeter Anwalt, wurde in der zweiten Saison beim HC Lausanne im vorigen Oktober plötzlich freigestellt. Der Club zahlt sein Salär weiter bis Ende April, wie Ratushny im SNGespräch in Lausanne bestätigte. Doch mittlerweile kam der 47-Jährige über einen Schweizer Juristen, mit dem er schon vor Jahren beruflich in Kontakt stand, zum im Lausanner Zentrum beheimateten Int. Sportgerichtshof (CAS). Dort werden internationale Juristen im Rotationsprinzip als Anwälte wie als Richter eingesetzt. „Das sind pro Jahr mittlerweile 600 Fälle. Ich war bisher als Anwalt einige Male berufen worden, nun steht meine erste Verhandlung als Richter bevor. Da habe ich schon Respekt vor der Aufgabe“, erzählt Ratushny. Und Hockey? „Ich denke, ich werde die nächste Saison eine Auszeit nehmen und als Jurist weitermachen.“Ob er es jemals bereute, Salzburg nach zwei Titeln und mit laufendem Vertrag plötzlich verlassen zu haben? Da wird Ratushny ernst. „Ich muss gestehen: Es war wunderbar in Salzburg. Don Jackson (sein Vorgänger und aktueller RB-München-Coach, Anm.) sagte mir einmal: ,Das ist einer der besten Coaching-Jobs in Europa, was Verein und Stadt betrifft.‘ Das stimmte auch. Aber ich stellte mir nach zwei Meisterschaften die Frage: Was willst du jetzt noch erreichen? Und ich spürte, dass einige ältere Spieler mit meinem Training, das im zweiten Jahr viel härter war, nicht mehr konform waren. Ich wollte eine neue Herausforderung suchen.“
Doch auch in Lausanne war nicht alles Gold, was anfangs glänzte. Ratushny bekennt: „Bei Schweizer Clubs ist der Trainer nur Vollzugsorgan des Generalmanagers oder Präsidenten. Du musst funktionieren und kannst keine eigenen Ideen umsetzen.“Dass Ratushny über den Saisonverlauf der Red Bulls und der gesamten EBEL bestens im Bild ist, sagt doch einiges aus. Allerdings: Salzburgs Entscheidungsträger schließen seine Rückkehr in die Mozartstadt aus.