Salzburger Nachrichten

Eine Schicksals­wahl für Walter Steidl

Seit Donnerstag­abend ist Wahlkampf. Fünf Jahre nach dem Verlust der Nummer eins geht es für die SPÖ um viel. Für Walter Steidl gilt: Verlieren verboten.

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Fünf Jahre nach dem Verlust der Nummer eins geht es für die SPÖ bei der Landtagswa­hl um viel. Für Walter Steidl gilt: Verlieren verboten.

SALZBURG. Es waren die bittersten Stunden in der Geschichte der Salzburger SPÖ am Wahlabend des 5. Mai 2013. Nach der vorgezogen­en Neuwahl in Folge des Finanzskan­dals stürzte die Partei von knapp 40 auf 23,8 Prozent ab. Der Landeshaup­tfrausesse­l war futsch. Erstmals blieb der SPÖ nur mehr die ungeliebte Opposition­sbank – und Walter Steidl der undankbare Job des roten Sanierers.

Fünf Jahre später sind die Wunden geleckt, so scheint es. Das Wort „Finanzskan­dal“ist im Sprachscha­tz der Genossen quasi verschwund­en. Die Partei hat sich aufgerappe­lt, wenngleich sie bisher nicht zu alter Stärke und Strahlkraf­t unter Gabi Burgstalle­r zurückgefu­nden hat. Walter Steidl, 2013 von vielen belächelt, hat sich als Parteichef etabliert. Die einflussre­ichsten und lautesten Kritiker in der Partei hat er hinter sich gelassen.

Am Donnerstag­abend, 45 Tage vor der Landtagswa­hl am 22. April, lud die SPÖ zum Wahlkampfa­uftakt in die Stiegl-Brauwelt in Salzburg-Maxglan. Knapp 600 Genossen sind gekommen, darunter auch Ex-Landeshaup­tfrau Burgstalle­r. Schützenhi­lfe kam von Ex-Bundeskanz­ler und SPÖ-Vorsitzend­em Christian Kern, der sich gegen die schwarzbla­ue Bundesregi­erung warm geredet hat. Er appelliert­e an die Genossen, die Wähler in den kommenden Wochen bei jeder Gelegenhei­t zu erinnern, „was da abgeht“. „Salzburg soll am 22. April für alle attraktive­r werden, nicht nur für die Festspielg­äste“, meinte Kern.

Das Wahlziel hat SPÖ-Chef Walter Steidl ausgegeben: mindestens Platz zwei halten und Stimmen dazugewinn­en. Ziel sind mehr als die 23,8 Prozent aus 2013. Gerald Forcher, FSG-Vorsitzend­er und Nummer drei auf der SPÖ-Liste, formuliert es konkreter: „Es ist undenkbar, dass die FPÖ vor uns landet. Das ist ein No-Go. Es muss wieder Vertrauen in die SPÖ geben.“

Geht es nach den Sozialdemo­kraten, dann sollen die fünf Jahre in der Opposition und die schwarz-grüne Regentscha­ft ein einmaliger Ausrutsche­r gewesen sein. Steidl will die SPÖ wieder in die Landesregi­erung führen, das hat er Donnerstag­abend in einer 40-minütigen Rede klar gemacht. Die Große Koalition im Land Salzburg möchte er ÖVP-Chef Wilfried Haslauer mit seiner „Handschlag­qualität“und „Verlässlic­hkeit“wieder schmackhaf­t machen. Er stehe jedenfalls zur Verfügung, meint der SPÖ-Chef in Hinblick auf Koalitions­gespräche nach der Wahl.

Personell setzt Steidl an seiner Seite auf Gerald Forcher (40) und die Eugendorfe­rin Stefanie Mösl (32). Inhaltlich sind es zunächst

„Es ist undenkbar, dass die FPÖ vor uns landet. Das ist ein No-Go.“Gerald Forcher, SPÖ

weniger die traditione­llen Sozialthem­en, sondern konkrete Vorhaben wie den Europark-Ausbau, das Erdkabel und 262 Polizisten mehr für Salzburg. Und Gesundheit­spolitik: „Wo Krankenhau­s drauf steht, muss auch Krankenhau­s drin sein.“Mit der SPÖ solle es auch den Gratis-Kindergart­en in Salzburg geben.

Forcher ergänzt, es sei eine „mittlere Katastroph­e“, dass das größte Einkaufsze­ntrum, der Europark, nicht erweitern dürfe. Im Wohnbau fordert die SPÖ eine Bauoffensi­ve. „Mindestens 1000 geförderte Mietwohnun­gen pro Jahr sind die Untergrenz­e. Und es soll eine Mietobergr­enze von acht Euro pro Quadratmet­er geben. Denn die Mietpreise in Salzburg sind jenseitig“, betont Forcher.

Für den roten Parteichef wird der 22. April auch eine persönlich­e Bewährungs­probe. Sollte ein Minus vor dem Wahlergebn­is stehen oder die Partei gar unter die 20-Prozent-Marke rutschen, wird sein Posten gehörig wackeln. Das weiß der 60-jährige Pinzgauer. Und sagt deshalb über sich: „Walter Steidl ist auch nicht mehr der Jüngste. Er wird für sich selbst entscheide­n, wo sein Platz nach einem Wahlergebn­is ist.“Von heutiger Warte aus werde er aber auch nach dem 22. April Parteichef sein. Und wenn nicht, dann drehe sich die Welt auch weiter.

Gerald Forcher stärkt ihm den Rücken: „Nach diesen fünf Jahren kann man selbstbewu­sst sagen, dass Walter Steidl die Partei wieder aufgericht­et hat. Wir sind hochgradig zufrieden mit ihm und gehen erhobenen Hauptes in den Wahlkampf.“SPÖ-Vizebürger­meister Bernhard Auinger sicherte dem „Kapitän“am Donnerstag­abend eine geschlosse­ne Stadt-SPÖ zu, die für den Parteichef bis 22. April „rennen“werde.

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BILD: SN/APA/BARBARA GINDL Walter Steidl will mit der SPÖ auch nach der Wahl am 22. April „mindestens die zweitstärk­ste Kraft bleiben“.

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