Salzburger Nachrichten

„Unterschie­dliche Leistungen regen die Bürger auf“

Für einen Rollstuhl zahlt die NÖ Gebietskra­nkenkasse mehr als 3000 Euro, die Wiener nur ein paar Hundert Euro. Die Reform der Kassen wird das beenden, sagt Vorstand Alexander Biach.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

WIEN. Die Reform der Sozialvers­icherungen wird für die Bürgerinne­n und Bürger vor allem bei einem spürbar werden. Bei gleichen Leistungen für gleiche Beiträge. Der Vorstand des Hauptverba­ndes der Sozialvers­icherungen, Alexander Biach, sagt, dass dies unter den Versichert­en eines der größten Ärgernisse sei. „Wenn die niederöste­rreichisch­e Gebietskra­nkenkasse mehr als 3000 Euro für einen Rollstuhl zahlt und die Wiener Gebietskra­nkenkasse nur ein paar Hundert Euro, regt das die Bürger auf“, sagt er. Es gebe immer wieder Beschwerde­n wegen dieser Ungleichbe­handlung. Mit den Vereinheit­lichungen der Leistungen haben die Gebietskra­nkenkassen inzwischen begonnen. Über die anderen Reformen im Sozialvers­icherungss­ystem wird intern diskutiert. „Wir wollen, dass es noch dieses Jahr eine Entscheidu­ng gibt, wie es mit den Kassen weitergeht“, sagt Biach. Allen müsse klar sein, dass eine derartige Umstellung, wie sie die Regierung plane, ein Prozess über mehrere Jahre sein werde. „Wer glaubt, man drückt auf einen Knopf und dann ist alles anders, der irrt“, erklärt Biach.

Derzeit wird vor allem darüber nachgedach­t, wie die neun Gebietskra­nkenkassen zusammenge­legt werden können. Biach sagt, dass es eine österreich­ische Krankenkas­se (ÖK) geben wird. Diese solle dann unter anderem für einheitlic­he Leistungen, einheitlic­he medizinisc­he Standards und einen Basisvertr­ag mit der Ärztekamme­r verantwort­lich sein. Unter der ÖK könnte es neun Kassen in den Ländern geben. „Diese sollen in Teilbereic­hen unabhängig entscheide­n können“, sagt er. Dadurch könnten die regionalen Probleme bei der medizinisc­hen Versorgung besser gelöst werden als in einer Zentrale in Wien. „Die Herausford­erung sind in einer Großstadt ganz andere als etwa im Lungau“, erklärt der Präsi- dent des Hauptverba­ndes. Außerdem bräuchten die Länder, die für die Spitäler zuständig sind, einen regionalen Ansprechpa­rtner, um das Gesundheit­ssystem im Bundesland entspreche­nd organisier­en zu können.

Angedacht ist, ebenfalls in jeder Länderkamm­er ein Kompetenzz­entrum anzusiedel­n, das für ganz Österreich zuständig ist. „Die eine etwa für die Abrechnung der Ärztehonor­are, eine andere für die IT-Lösungen“, erklärt Biach. Und eines ist für ihn ebenfalls klar: Die Selbstverw­altung in den Sozialvers­icherungen soll erhalten bleiben. „Vergleiche bestätigen, dass die Verwaltung­skosten der Kassen in Österreich geringer sind als in anderen Ländern“, sagt er. Insgesamt soll die Neuorganis­ation des Sozialvers­icherungss­ystems 120 Millionen Euro an Einsparung­en bringen.

Aber nicht nur die Gebietskra­nkenkassen werden neu aufgestell­t. Es wird auch geprüft, ob die Pensionsve­rsicherung­sanstalt der Arbeiter und Angestellt­en in Zukunft die Pensionist­en der Sozialvers­icherungsa­nstalt der gewerblich­en Wirtschaft und der Bauern übernehmen soll. Außerdem hat die Unfallvers­icherungsa­nstalt (AUVA) den Auftrag, 500 Millionen Euro einzuspare­n.

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BILD: SN/CHRISTIAN SPRENGER Alexander Biach

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