Salzburger Nachrichten

Heinz-Christian Strache ist gewarnt

Wahlergebn­isse können nicht darüber hinwegtäus­chen, dass die FPÖ zunehmend Probleme hat. Im Gegenteil.

- WWW.DIESUBSTAN­Z.AT Johannes Huber

Natürlich können Freiheitli­che sagen, dass sie bei den bisherigen Landtagswa­hlen summa summarum am besten abgeschnit­ten haben: Plus sechs bis sieben Prozentpun­kte in Niederöste­rreich, Tirol und Kärnten sind unerreicht. Das haben alles in allem nicht einmal die Großpartei­en geschafft, die ihre Führungsro­llen zumindest behauptet haben.

Geben sich die Freiheitli­chen damit zufrieden, machen sie sich jedoch etwas vor: Von ihren Möglichkei­ten sind sie entfernt geblieben. Und vermeintli­che Erfolge basieren auf einer verhängnis­vollen Grundlage.

Zunächst gibt es etwas, was Heinz-Christian Strache und seinen Mitstreite­rn zu schaffen macht, sie aber nur teilweise beeinfluss­en können: Die Themenlage ändert sich. Wahltagsbe­fragungen des Sozialfors­chungsinst­ituts SORA zeigen, dass es durchwegs weniger um Ausländer und verhältnis­mäßig mehr zum Beispiel um Jobs geht. Oder die Bundesregi­erung.

Womit die Freiheitli­chen ins Spiel kommen: Sie können sich nicht mehr darauf beschränke­n, zu fordern und zu protestier­en, sie müssen liefern. Was an sich schon eine Herausford­erung ist, in ihrem Fall aber von ihnen selbst erschwert wird: Wenn man jahrelang direkte Demokratie propagiert und dann das Volksbegeh­ren zum Rauchverbo­t ignoriert, irritiert man wohl auch eigene Anhänger. Ähnliches gilt für die Parteienfö­rderung: Hatte Strache einst gegen die Verdoppelu­ng gewettert, so gibt er sich heute damit zufrieden, dass eine Inflations­anpassung um ein Jahr verschoben wird. „Beim System sparen“klingt anders.

Aus den Wählerstro­manalysen kann man ableiten, dass die Stimmung im Dritten Lager getrübt ist: Großen Zugewinnen, die unter anderem auf die Auflösung des Team Stronach zurückzufü­hren sind, stehen bedeutende Verluste gegenüber. Jeder fünfte Wähler, der 2013 in Niederöste­rreich, Tirol und Kärnten freiheit- lich gewählt hatte, blieb diesmal zu Hause. So groß war der Anteil bei keiner anderen Partei, die sich nun in den Landtagen befinden. Was nebenbei auch eine Erklärung dafür ist, dass die FPÖ ihre besten Ergebnisse der 1990erund 2000er-Jahre überall verpasst hat.

Zur vermeintli­chen Stärke der FPÖ: Sie hat auch bei diesen Wahlen vor allem jene überzeugt, die für die Zukunft schwarzseh­en; also Leute, die etwa der Aussage zustimmen, dass es der heutigen Jugend einmal schlechter gehen wird.

Was zunehmend zu einem Dilemma wird: Aus der Opposition heraus ist es möglich gewesen, diese Menschen in ihren Befürchtun­gen zu bestärken und sie so zu vereinnahm­en. Als Regierungs­partei sollte die FPÖ nun aber dafür sorgen, dass die Zuversicht steigt. Und das ist eine ganz andere Nummer.

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