Salzburger Nachrichten

Trump wollte geheimen Gesprächsk­anal zu Putin

Ein prominente­r US-Libanese berichtet von einem Treffen auf den Seychellen.

- WASHINGTON.

Als George Nader Mitte Jänner auf dem internatio­nalen Flughafen der amerikanis­chen Hauptstadt Washington landete, warteten FBI-Beamte auf den Geschäftsm­ann. Die Vertreter der amerikanis­chen Bundespoli­zei händigten dem aus dem Libanon stämmigen US-Bürger eine Vorladung aus. Er sollte vor der Grand Jury des Sonderermi­ttlers Robert Mueller aussagen.

Die „Washington Post“berichtete, Nader habe ohne zu zögern mit den Ermittlern zur Russland-Affäre kooperiert. Mueller interessie­rt sich besonders für George Naders Rolle beim Zustandeko­mmen eines geheimen Treffens auf den Seychellen im Jänner 2017, bei dem ein Emissär des jetzigen US-Präsidente­n Donald Trump versucht haben soll, einen verdeckten Kommunikat­ionskanal zu Russland einzuricht­en.

Wie unter Berufung auf einen Zeugen durchsicke­rte, war das über die Vereinigte­n Arabischen Emirate eingefädel­te Treffen auf dem tropischen Inselparad­ies genau für diesen Zweck geplant worden. Für Kremlchef Wladimir Putin sei Kirill Dmitriew, Chef einer Investitio­nsbank, gekommen, für Trump der Gründer der Söldnertru­ppe Blackwater, Erik Prince. Er unterhält wegen rechtliche­r Probleme in den USA seinen Hauptwohns­itz in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Emirate. Dort baute er für den dortigen Machthaber, Scheich Mohammed bin Zayed al-Nahyan, eine private Sicherheit­struppe auf. Die Schwester von Prince, Betsy DeVos, gehört als Bildungsmi­nisterin der TrumpRegie­rung an.

Bei einer brisanten Anhörung vor dem Geheimdien­stausschus­s des US-Kongresses behauptete er, die Begegnung mit Dmitriew in der Bar eines Luxushotel­s auf den Seychellen sei „rein zufällig“gewesen. Die Behauptung steht in direktem Gegensatz zu dem, was Muellers Kronzeuge über das denkwürdig­e InselTreff­en im Indischen Ozean aussagt. George Nader zählt zu jenen Personen in Washington, deren Spezialitä­t es ist, ohne öffentlich­es Aufsehen möglichst viel Einfluss auszuüben. Das Kapital des US-Libanesen besteht aus seinen Kontakten zu den Eliten im Nahen und Mittleren Osten. Er unterhielt auch beste Beziehunge­n zu Trumps Schwiegers­ohn Jared Kushner und auch zu Trumps mittlerwei­le gefeuertem Chefstrate­gen Steve Bannon.

Nader bot sich Trump als idealer Verbindung­smann an, um das Treffen auf den Seychellen zu organisier­en. Er kannte ja alle Beteiligte­n. Sein Insiderwis­sen könnte nun allerdings dem Söldner-Milliardär Erik Prince und eventuell auch Trump selbst gefährlich werden.

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