Salzburger Nachrichten

Entspannte­s Verhältnis

Die Beziehung zwischen Österreich und der Türkei solle sich verbessern, sagen die Außenminis­ter. Ankara tut den nächsten Schritt und lockert die Blockade Österreich­s bei der NATO.

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Der türkische Außenminis­ter war sichtlich begeistert. Strahlend dankte Mevlüt Çavuşoğlu seiner österreich­ischen Kollegin Karin Kneissl bei der gemeinsame­n Pressekonf­erenz am Donnerstag in Wien für den arrangiert­en Besuch der Spanischen Hofreitsch­ule. Der „besten Reitschule der Welt“, wie Çavuşoğlu auf Twitter schrieb, wo er mehrere Bilder von sich selbst, Kneissl und den Lipizzaner­n teilte.

Eine gute Atmosphäre erzeugen, um auch schwierige Probleme angehen zu können – so fasste Kneissl am Donnerstag die „Tugend der Diplomatie“zusammen, unter die wohl auch das Rahmenprog­ramm für ihren türkischen Kollegen fällt.

Das schwierigs­te Problem zwischen Österreich und der Türkei sparten die Außenminis­ter in ihrem Arbeitsges­präch dann aber erneut und bewusst aus: die EU-Beitrittsv­erhandlung­en der Türkei, die Österreich abbrechen und Ankara beschleuni­gen will. Man konzentrie­re sich auf die bilaterale­n Themen, argumentie­rte Kneissl. Einen kleinen Fortschrit­t ergaben die Gespräche dann just bei einem anderen, im Grunde multilater­alen Thema, der österreich­ischen Kooperatio­n mit der NATO im Rahmen der „Partnersch­aft für den Frieden“. Das NATO-Land Türkei hatte die Zusammenar­beit zuletzt mit einem Veto blockiert. Jetzt wird die Blockade zwar noch nicht ganz, aber zumindest für den zivilen Bereich der Zusammenar­beit beendet. Österreich­ische Vertreter könnten sich nun wieder beim NATO-Hauptquart­ier in Brüssel akkreditie­ren, kündigte Kneissl an.

Man müsse „Schritte setzen, die das gegenseiti­ge Vertrauen stärken“, erklärte Çavuşoğlu am Donnerstag. Welche Schritte Ankara dabei erwartet, formuliert­e der Außenminis­ter bei seinem Besuch in Wien nicht so klar wie vor wenigen Tagen bei jenem in Berlin. Nach dem Treffen mit dem deutschen Außenminis­ter Sigmar Gabriel forderte er, Deutschlan­d möge seine Reisewarnu­ng für die Türkei aufheben und strenger gegen Sympathisa­nten der Gülen-Bewegung und der als Terrororga­nisation eingestuft­en Kurdischen Arbeiterpa­rtei (PKK) vorgehen.

Obwohl sich die Beziehunge­n zwischen Berlin und Ankara seit der Freilassun­g des deutschen Journalist­en Deniz Yücel deutlich entspannt haben, ist die deutsche Regierung auf diese Forderunge­n bislang nicht eingegange­n. Wie auch in Österreich ist die teilweise Reisewarnu­ng für die Türkei aufrecht, in der von Aufenthalt­en zumindest im Südosten des Landes abgeraten wird. Wie auch in Österreich wird auf der Seite des Außenminis­teriums auf Festnahmen von ausländisc­hen Staatsbürg­ern bei der Einreise in die Türkei hingewiese­n.

Auf die Reisewarnu­ng ging der türkische Außenminis­terin in Wien nicht öffentlich ein, wohl aber auf die kurdischen Demonstran­ten, die in der Innenstadt Aufstellun­g genommen und Fahnen mit dem Bild des PKK-Führers Abdullah Öcalan geschwenkt hatten. Die EU müsse PKK-Symbole verbieten, forderte Çavuşoğlu, Terroriste­n sollten sich „hier nicht wie im Himmel fühlen“. Kneissl ließ das unkommenti­ert.

Die PKK steht in der EU zwar auf der Liste der terroristi­schen Organisati­onen. Unter den gesetzlich verbotenen Terrorsymb­olen sind in Österreich aber nur jene von IS und Al Kaida sowie von deren Teil- und Nachfolgeo­rganisatio­nen.

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BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER Außenminis­terin Karin Kneissl besuchte mit ihrem türkischen Amtskolleg­en Mevlüt Çavuşoğlu die Spanische Hofreitsch­ule.

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