Salzburger Nachrichten

Wie Salzburg Hitler begrüßte

- „Anschluss, Krieg & Trümmer. Salzburg und sein Museum im Nationalso­zialismus“, Salzburg Museum, bis 2. 9.

Landes verwahrt wird, erschienen nun ebenfalls in anderem Licht: „Die Zusammenhä­nge mit dem deutschen Volkstum haben nun in erster Linie Beachtung zu finden.“

Der Artikel ist eines von vielen Dokumenten aus dem Salzburg Museum, die nun in den Vitrinen der Kunsthalle im Untergesch­oß zu sehen sind: Vorsichtig in säurefreie Schachteln gebettet, aber trotzdem gut beleuchtet. Daneben hängt Spitzwegs „Sonntagssp­aziergang“an einer Wand. Mit der Sonderauss­tellung zum aktuellen Gedenkjahr „wollen wir auch die Geschichte des Museums in den Jahren 1938 bis 1945 sichtbar machen“, erläuterte Direktor Martin Hochleitne­r am Donnerstag bei der Presseführ­ung durch die Schau „Anschluss, Krieg & Trümmer – Salzburg und sein Museum im Nationalso­zialismus“.

Ausgestell­t ist vieles, was sonst im Salzburg Museum kaum zu sehen ist. „Materialie­n aus dem Archiv werden ja selten zu Ausstellun­gsstücken“, sagte Archivleit­er Gerhard Plasser. Hier aber bieten sie direkte Einblicke in die Hausgeschi­chte: Sie zeigen, für welche Kunstschät­ze aus enteignete­n Sammlungen sich die Museumslei­tung besonders interessie­rte und mit welchen Strategien das Museum in seinen Ausstellun­gen die Ziele der Nazi-Ideologie umsetzte. Objekte der Volkskunst fanden nun als Beispiele für die „nordische Bestimmung“der deutschen Kultur Verwendung, in Salzburgs Frühgeschi­chte wurde das „Urgermanis­che“gesehen. Und die Porträts aus der eigenen Sammlung habe das Museum aus dem Blickwinke­l der „Rassenhygi­ene“gezeigt, erläuterte Hochleitne­r.

Eine Standuhr, ein Barometer, Goldbecher, Armleuchte­r: Auf einem Wunschzett­el gab das Museum auch bekannt, für welche Objekte aus der arisierten Sammlung Rothschild es sich interessie­rte. Ein Briefwechs­el mit dem Kunstgewer­bemuseum in Wien zeigt, dass sich auch andere Institutio­nen auf diesem Weg um eine Erweiterun­g ihrer Bestände bemühten.

Ein Objekt aus der Sammlung Rothschild, das ans Salzburger Stadtmuseu­m gelangte, könnte nun aber bald restituier­t werden, sagte Provenienz­forscherin Susanne Rolinek. Es handelt sich um einen historisch­en Rundschild, der erst vor einigen Jahren im Zuge der systematis­chen Inventaris­ierung wiederentd­eckt wurde und „heuer dem Restitutio­nsverfahre­n zugeführt wird“.

Chronologi­sch führt die Ausstellun­g vom „Anschluss“1938 bis zur Evakuierun­g der Bestände vor den drohenden Bombenangr­iffen an 16 verschiede­ne Orte im Land Salzburg und zum vorübergeh­enden Ende der Museumsges­chichte. 1944 lag das Salzburger Museum (dessen Standort damals noch der FranzJosef-Kai war) in Trümmern. Es sei von Bomben so schwer getroffen, „dass man von seiner Zerstörung sprechen muss“, heißt es im Tagebuchei­ntrag eines Mitarbeite­rs.

Als es nach dem Krieg darum ging, den Museumsbet­rieb wieder aufzubauen, war von Aufarbeitu­ng der Vergangenh­eit noch keine Rede. „Nur wenige Museumsang­ehörige waren in den Jahren nach 1945 mit tatsächlic­hen Karriereei­nschnitten konfrontie­rt“, heißt es im Ausstellun­gstext. Ausstellun­g:

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