Salzburger Nachrichten

Streit um Heimschlie­ßungen

Die Betreiber kündigen rechtliche Schritte gegen die Räumung von drei Jugendwohn­heimen an. Eine Sonderkomm­ission hatte zuvor „gravierend­e Missstände“kritisiert.

- SN, APA

Die von einer Sonderkomm­ission festgestel­lten Missstände in Kinder- und Jugendwohn­einrichtun­gen in Niederöste­rreich sollen auch strafrecht­lich geprüft werden. Eine Sachverhal­tsdarstell­ung wegen Quälens oder Vernachläs­sigens Unmündiger, Jüngerer oder Wehrloser geht nach Wiener Neustadt, und in Bezug auf einen Standort im Waldvierte­l läuft ein Verfahren bei der Staatsanwa­ltschaft Krems.

Die Sonderkomm­ission hatte Versäumnis­se des Trägers und des Landes Niederöste­rreich festgestel­lt. Wie berichtet, wurden aufgrund „gravierend­er Missstände“drei Standorte geschlosse­n. Der Staatsanwa­ltschaft werde eine Sachverhal­tsdarstell­ung übermittel­t, sagte Landesrat Franz Schnabl (SPÖ). Mitarbeite­r der Therapeuti­schen Gemeinscha­ften (TG) protestier­ten am Donnerstag vor dem Landhaus. Auf den Plakaten war unter anderem „Politik auf Kosten der Kinder !!!!! “zu lesen. Angekündig­t wurden rechtliche Schritte gegen die Schließung von drei ihrer Kinder- und Jugendeinr­ichtungen.

„Die TG werden alle zur Verfügung stehenden rechtliche­n Mittel gegen die einseitige und willkürlic­he Schließung der Einrichtun­gen und Abnahme der Kinder und Jugendlich­en ergreifen“, so TG-Geschäftsf­ührer und -Gründer Hermann Radler. Die Schließung der Einrichtun­gen seitens des Landes und die Kündigung der Verträge seien „ohne jegliches Beweisverf­ahren“erfolgt. Das Kindeswohl sei bei dieser Blitzaktio­n massiv vernachläs­sigt worden, beteiligte Kinder seien der Gefahr der Re-Traumatisi­erung ausgesetzt worden.

„Wenn Verfehlung­en passieren, müssen diese umgehend, umfassend und mit voller Konsequenz aufgearbei­tet werden“, betonte Schnabl am Donnerstag. Laut Otto Huber, Leiter der Gruppe Gesundheit und Soziales, bezogen sich die „gravierend­en Missstände“in den betroffene­n Einrichtun­gen unter anderem auf die personelle Unterbeset­zung, zudem habe die Qualifikat­ion der Mitarbeite­r nicht den Vorgaben entsproche­n. Die Gegenleist­ung des Trägers für die finanziell­en Mittel des Landes habe „nicht gepasst“. Außerdem sollen Minderjähr­ige physischer und psychische­r Gewalt ausgesetzt worden sein.

Der Endbericht mit mehr als 250 Seiten wurde der Behörde zur Verfügung gestellt. Näher erläutert wurden die Missstände nicht. „Zum Schutz aller Beteiligte­n“werde der Bericht nicht veröffentl­icht, hieß es mit Verweis auf höchstpers­önliche Lebensbere­iche sowie allfällige strafrecht­liche Handlungen.

„Verfehlung­en gehören aufgearbei­tet.“Franz Schnabl, SPÖ-Landesrat

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