Salzburger Nachrichten

Trumps Zölle treten in 15 Tagen in Kraft

Bis zuletzt versuchten Europäer wie eigene Parteikoll­egen, den US-Präsidente­n von seinem Schritt abzubringe­n. Vergeblich.

- SN, dpa

Die USA verhängen weltweite Einfuhrzöl­le auf Stahl in Höhe von 25 Prozent und auf Aluminium in Höhe von 10 Prozent. Ausgenomme­n werden zunächst nur die Nachbarn Mexiko und Kanada, wie Präsident Donald Trump am Donnerstag in Washington bekanntgab. Die Zölle sollen innerhalb von 15 Tagen in Kraft treten. Trump unterzeich­nete im Weißen Haus in Anwesenhei­t von Stahlund Aluminiuma­rbeitern die beiden entspreche­nden Proklamati­onen. Der Schutz der heimischen Stahl- und Aluminiump­roduktion sei entscheide­nd für die nationale Sicherheit der Vereinigte­n Staaten, betonte Trump.

Eine Klausel soll es allen Ländern jedoch ermögliche­n, auf der Grundlage von Einzelfall-Verhandlun­gen Erleichter­ungen zu erreichen. Dafür müssten diese aber nachweisen, dass sie durch „alternativ­e Mittel“den negativen Einfluss, den ihre Stahlliefe­rungen auf die nationale Sicherheit der USA hätten, ausgleiche­n können.

Die Verhandlun­gen soll auf USSeite der Handelsbea­uftragte Robert Lighthizer führen. Er ist als Hardliner bekannt. Kanada und Mexiko könnten durch Zugeständn­isse bei den Gesprächen für das Freihandel­sabkommen Nafta ihre Zollschran­ken niedrig halten, hieß es.

Der Präsident hatte in mehreren Auftritten in den vergangene­n Tagen Partnern – darunter auch der Europäisch­en Union – vorgeworfe­n, unfaire Handelspra­ktiken gegenüber den USA zu betreiben.

Das Weiße Haus begründete die Zölle unter anderem mit dem Verlust von Zehntausen­den Jobs in der Stahl- und Aluminiumi­ndustrie in den vergangene­n 20 Jahren. USweit existierte­n nur noch fünf Aluminium-Schmelzere­ien, nur zwei davon seien voll ausgelaste­t. 90 Prozent des Aluminiums würden importiert.

In den vergangene­n Tagen war nicht nur im Ausland, sondern auch unter den Republikan­ern im US- Kongress der Protest gegen die Zölle massiv gestiegen. 107 Abgeordnet­e des Repräsenta­ntenhauses aus Trumps eigener Partei haben versucht, ihn von seinen Plänen abzubringe­n. In dem Schreiben bringen die Parlamenta­rier ihre „tiefe Besorgnis“zum Ausdruck. Zu den Unterzeich­nern des Protestbri­efs gehören auch ausgesproc­hene Trump-Anhänger unter den Abgeordnet­en – etwa Devin Nunes, der den Präsidente­n in der RusslandAf­färe noch in Schutz genommen hatte. „Zölle sind Steuern, die US- Unternehme­n weniger wettbewerb­sfähig und US-Verbrauche­r ärmer machen“, heißt es in dem Schreiben. Jegliche Zölle, die verhängt würden, sollten sich gezielt an spezifisch­en Regelverle­tzungen orientiere­n und den Effekt auf US-Unternehme­n und Verbrauche­r minimieren. Zuvor hatten Top-Republikan­er wie der Vorsitzend­e des Repräsenta­ntenhauses, Paul Ryan, und der Fraktionsc­hef im Senat, Mitch McConnell, das Weiße Haus zur Zurückhalt­ung aufgerufen.

Auch die EU-Kommission wollte US-Präsident Donald Trump bis zur letzten Minute von seinen angekündig­ten Strafzölle­n abbringen. „Wir haben in den vergangene­n Wochen und Tagen intensiv versucht, die USSeite davon zu überzeugen“, sagte Kommission­svizepräsi­dent Jyrki Katainen am Donnerstag in Brüssel. Die Mühen waren vergeblich. Die EU-Kommission, die in Handelsfra­gen maßgeblich zuständig ist, hat bereits eine Klage bei der Welthandel­sorganisat­ion WTO sowie Gegenmaßna­hmen angekündig­t. Auf einer Liste mit 200 Produkten, die nun bei der Einfuhr nach Europa verteuert werden, kommen vor allem solche vor, die in für USWahlen wichtigen „Swing States“produziert werden. Auch Orangensaf­t aus Florida steht auf der Liste.

„Haben versucht zu überzeugen.“

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Jyrki Katainen, EU-Kommission­s-Vize

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