Wenn Trachtler Hias einen Newsletter bekommt
„Ja, dürfen s’ denn des?“Die Frage von Kaiser Ferdinand I. aus dem Jahr 1848 bleibt aktuell. In diesem Fall betrifft sie die digitale Revolution. Der müssen sich auch Trachtenvereine stellen.
TAMSWEG. Im Zuge der Revolution von 1848 in Wien soll Kaiser Ferdinand I. Außenminister Metternich gefragt haben: „Was mach’n denn all die viel’n Leut’ da? Die san so laut!“Er bekam zur Antwort: „Die machen eine Revolution, Majestät.“Reaktion des konsternierten Kaisers: „Ja, dürfen s’ denn des?“
In diesem Fall lautet die Antwort: Sie dürfen nicht, sie müssen. Mit „sie“sind die 364 Brauchtumsgruppen in Salzburg gemeint. Organisiert unter dem Dach der Salzburger Heimatvereine stehen die Funktionäre vor der Frage, wie sie mit der neuen EU-Datenschutzverordnung umgehen. Es gilt zu hinterfragen und rechtlich abzusichern, ob – verzeihen Sie die simple Darstellung – Trachtler Hias und Volkstänzerin Mitzi einen Newsletter erhalten dürfen. Ob ihnen vom Verein eine SMS geschickt wird oder ob sie über eine WhatsApp-Gruppe zum Trachtenfest eingeladen werden können. Auch wenn sich bei solchen Gedanken viele bekreuzigen dürften – der Umgang mit personenbezogenen Daten ist sensibel. Und als Faktum liegt am Tisch: Ab 25. Mai müssen Alpiner Traditions-Messengerdienst . . . auch Vereine die Daten der Mitglieder gesondert speichern – damit soll für mehr Schutz der Privatsphäre gesorgt werden. Die Daten, im konkreten Fall betreffen sie über 30.000 Personen in 354 Vereinen, dürfen wiederum nur verwendet werden, wenn eine schriftliche Einwilligungserklärung vorliegt. Klingt kompliziert und ist es auch. Landesobfrau Walli Ablinger-Ebner: „Ich hab schon vor Jahren eine neue Datenbank für das Mitgliederverzeichnis angelegt. Das hilft jetzt sehr. Aber natürlich stellen sich für uns alle viele Fragen.“Der Strafrahmen sei, so AblingerEbner, gleich wie bei Firmen. Und jetzt bitte niedersetzen: Er liegt im Höchstfall bei 20 Mill. Euro.
Auch ein zweites Themenfeld sorgt für intensives Nachdenken und Stirnrunzeln unterm Trachtenhut: das Zeltfest-Unglück in Sankt Johann am Walde (Bezirk Braunau) und seine Folgen. Im Sommer 2017 kamen durch die Folgen eines heftigen Sturms zwei Menschen ums Leben. 140 wurden teils schwer verletzt. Wie also umgehen in Zukunft mit Sturmwarnungen? „Die Leute aus dem Zelt schicken, hinaus in den Sturm schicken, oder im Zelt zurückhalten? Werden Windmessgeräte auf Bierzelten die Norm? Und wie sind solche Fragen im Vorfeld mit der Versicherung zu klären?“, fragt Ablinger-Ebner.
All das wird morgen, Samstag, beim Jahrtag der Heimatvereine in Tamsweg (Gambswirt) erläutert. Die Abordnungen fahren mit Bussen dorthin.
Platz wird natürlich nach dem Gottesdienst und dem offiziellen Teil auch für Musik und Gemütlichkeit sein. Und im Vorstand gibt es Änderungen: Als neue Stellvertreter stellen sich Hannes Brugger (Gnigler Krampusse) und Cäzilia Althuber, Chefin der Trachtenfrauen Eben, der Wahl.