Salzburger Nachrichten

Ohne Kultur versinkt das Land hinter engen Grenzen

Für das Land Salzburg sind Kunst und Kultur essenziell. Das ist schnell gesagt. Nun steht es aber in einem Papier der Regierung.

- Bernhard Flieher BERNHARD.FLIEHER@SN.AT

Die Salzburger Landesregi­erung hat tatsächlic­h einen Plan für die Entwicklun­g von Kunst und Kultur. Nun, es ist Wahlkampf. Zu Kunst und Kultur gehen – erst recht im „Kulturland Salzburg“– in solchen Zeiten die Bekenntnis­se leicht über die Lippen. Da wird flott fabuliert über die Wichtigkei­t der Kunst und ihrer Freiheit. Im Wahlkampf wird schnell versproche­n und danach noch schneller vergessen. Dieses Mal wird das nicht so einfach sein. Die Regierung belässt es nicht beim Dahingesag­ten.

Initiiert von Kulturland­esrat Heinrich Schellhorn hat die Landesregi­erung einen Zehn-Jahres-Plan unterschri­eben. Dieser „Kulturentw­icklungspl­an“entwirft Grundszena­rien für Förderunge­n und Ausbau der Kulturszen­e. So ein politische­s Manifest ist in Bezug auf Fragen der Kunst und Kultur durchaus außergewöh­nlich. In Zeiten, da manch unerschütt­erlich erscheinen­der demokratis­cher Konsens recht ins Wanken gerät, kommt so einem Manifest umso mehr Gewicht zu.

Dieser Plan, die Kunst und die Kultur, egal ob traditione­ll oder zeitgenöss­isch, auf Landeseben­e als Grundnahru­ngsmittel eines lebendigen Demokratie­wesens in einem politische­n Papier zu definieren, steht in Gegensatz zu manchem Vorhaben der neuen Bundesregi­erung.

Diese Bundesregi­erung propagiert im Koalitions­übereinkom­men im Kapitel „Kunst und Kultur“unter anderem Leuchtturm-Projekte. Kulturpoli­tik ist aber keine Bussi-Veranstalt­ung in etablierte­n Kunst-Produktion­sstätten. Sie beginnt nicht in den Foyers glänzender Festivals und im Zuschauerr­aum von Events. Sie beginnt nicht mit E-Mails, in denen ein Minister den Preisträge­rn eines internatio­nalen Filmfestiv­als gratuliert. Das gehört dazu. Essenziell ist es nicht.

Wessen Plan es ist, auf diese Weise Politik zu machen, der versenkt die Sonne der Kunst und der Kultur im Sumpf des Populismus, im Meer einer möglichst simpel ruhiggeste­llten, gleich tickenden Masse. Wo in künstleris­chen oder kulturelle­n Fragen Nischen nur noch als Marktlücke­n erkannt werden, lässt sich definitiv nicht von Kulturpoli­tik sprechen.

Es geht stattdesse­n darum, eine Grundverso­rgung zu gewährleis­ten – nicht nur in Metropolen, auch im ländlichen Raum. Diese Grundverso­rgung – sie gilt gleicherma­ßen in Bildungsfr­agen – weitet den Blick. Sie macht Bürgerinne­n und Bürger mündig und kritikfähi­g. Wer Kulturpoli­tik ernst nimmt, hat alles dafür zu tun, dass dieser Blick nicht an einem Horizont endet, an dem wieder neue Grenzen gebaut werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria