Salzburger Nachrichten

Kärntner SPÖ steht vor heikler Entscheidu­ng

Im Bund finden die Roten für ÖVP und FPÖ wenig freundlich­e Worte. In Kärnten sind sie potenziell­e Koalitions­partner.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

KLAGENFURT. Österreich blickt auf Kärnten. Dort wird über die Bildung einer Landesregi­erung verhandelt. Die SPÖ, die die Wahl mit 47,9 Prozent der Stimmen überlegen gewonnen hat, spricht dabei auch mit den Freiheitli­chen, und das noch sehr freundlich. LH Peter Kaiser bezeichnet­e die Sondierung­sgespräche als „sachlich, konstrukti­v und zielorient­iert“. Und er stellte fest, dass innerhalb der FPÖ einiges in Bewegung geraten sei. So hätten sich die Freiheitli­chen vom Rechtsextr­emismus überrasche­nd in einer Klarheit distanzier­t, wie es sie in der Bundes-FPÖ nicht immer gebe. Inhaltlich sei in vielen Bereichen erkennbar gewesen, „dass es in die gleiche Richtung geht“, sagte Kaiser. Selbst LH-Stv. Gaby Schaunig, die im Juli 2008 wegen dauernder persönlich­er Attacken der FPÖ als Regierungs­mitglied zurückgetr­eten war, erklärte: „Manche Dinge scheinen sich doch zu ändern, etwa der Stil.“

Die freundlich­en Worte von Kaiser und Schaunig sind umso überrasche­nder, als die FPÖ auf Bundeseben­e quasi der Lieblingsg­egner der Sozialdemo­kratie ist und von ihr immer wieder heftig kritisiert wird. Etwa wegen der Burschensc­hafter, die in den Ministerbü­ros sitzen. Oder weil sie Änderungen bei der Arbeitszei­t, wie etwa den Zwölf-Stunden-Tag, unterstütz­t. Eine rot-blaue Koalition in Kärnten würde die Politik der Bundespart­ei quasi konterkari­eren. Dies, obwohl im Burgenland bereits eine rot-blaue Koalition existiert. Diese wurde allerdings abgeschlos­sen, bevor sich die SPÖ im Nationalra­t in der Opposition­srolle befand.

Ob die Kärntner SPÖ wirklich eine Koalition mit der FPÖ eingeht, das werde „allein in Kärnten entschiede­n“, heißt es aus der Bundespart­ei. Und: LH Peter Kaiser habe ja selbst den Kriterienk­atalog erstellt, in dem die allgemeine­n Grundlagen enthalten sind, die erfüllt sein müssen, damit die SPÖ mit dieser Partei zusammenar­beiten kann. Gleiches betonen die Kärntner Genossen: „Mit wem wir eine Zusammenar­beit eingehen, entscheide­n allein wir. Da redet aus Wien niemand mit“, heißt es. Entschiede­n soll jedenfalls diesen Samstag werden. Die SPÖ, die im Landtag so viele Sitze (18) innehat wie die drei anderen Parteien zusammen, kann sich den Partner aussuchen. Denn nicht nur die FPÖ drängt in eine Regierung, auch die ÖVP und das Team Kärnten wären dazu bereit.

Wer letztlich das Rennen um die Gunst der SPÖ macht, ist noch nicht entschiede­n. Freundlich­e Töne der SPÖ gibt es nicht nur für die FPÖ, sondern auch für die Volksparte­i. „Die gemeinsame Arbeit der letzten fünf Jahre, das gemeinsame Befreien Kärntens von unzähligen Altlasten, allen voran der Hypo-Heta-Bedrohung, das schweißt schon zusammen“, sagte Landeshaup­tmann Peter Kaiser nach den Verhandlun­gen mit der ÖVP.

In der Volksparte­i wiederum drängt vor allem der Wirtschaft­sflügel auf eine Regierungs­beteiligun­g. Um diese zu erreichen, ist die ÖVP auch von einer ihren zentralen Forderunge­n von einem massiven Sparpaket im Gesundheit­swesen abgerückt.

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WWW.SN.AT/WIZANY Russischer Tee . . .
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BILD: SN/APA/GEORG HOCHMUTH Koaliert LH Peter Kaiser (links) mit der FPÖ und ihrem Chef Gernot Darmann (Mitte)? Und was sagt SPÖ-Chef Christian Kern (rechts) dazu?

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