Salzburger Nachrichten

Anhörung im Senat wird wohl hitzig werden

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WASHINGTON. Einen besseren Emissär, der seine Politik in der Welt vertritt, könnte sich US-Präsident Donald Trump nicht wünschen. Mike Pompeo stimmt nicht nur in allen wesentlich­en Fragen mit dem Präsidente­n überein. Der in der Tea-Party-Bewegung steil aufgestieg­ene Absolvent der Militäraka­demie von Westpoint gilt als enthusiast­ischer Anhänger der nationalis­tischen „Amerika zuerst“Politik Trumps.

An der Spitze des US-Geheimdien­stes CIA konnte Pompeo seine Ansichten so wenig zurückhalt­en, dass führende Geheimdien­stler raunten, Pompeo sei „zu politisch“für den Job. Gleichzeit­ig verdiente sich der Rechtsauße­n Anerkennun­g, weil er sich nicht in die Arbeit der Profis einmischte. Er ließ die Analysten machen und hielt seine Hand schützend über die Behörde, der Trump vorher nicht über den Weg getraut hatte.

Genau das könnte sich nun im Außenminis­terium wiederhole­n. Dort sorgte die Nachricht vom Rauswurf Rex Tillersons für ein kollektive­s Aufatmen auf den Fluren des unter Führung des Texaners arg dezimierte­n Ministeriu­ms. Die Aussicht darauf, mit Pompeo einen neuen Chefdiplom­aten zu bekommen, der das Gehör des Präsidente­n findet, nährt die Hoffnung auf ein Ende der Isolierung. Die Begeisteru­ng beruht auf Gegenseiti­gkeit. „Wir haben einen ganz ähnlichen Denkprozes­s“, sagte Trump lobend über den Noch-CIA-Chef, der ihn täglich beim „Daily Briefing“im Weißen Haus die Sicherheit­slage erläutert.

Die Chemie zwischen ihm und Pompeo habe von Anfang an gestimmt, betonte Trump. Bei Tillerson war das zuletzt genau andersheru­m gewesen.

Trump fühlte sich von der „Sicherheit­sachse“aus Außenamtch­ef Tillerson, Verteidigu­ngsministe­r James Mattis und Sicherheit­sberater H. R. McMaster zunehmend eingeengt, seinem Instinkt freien Lauf zu lassen. Als Beispiel nannte der Präsident das Atomabkomm­en mit dem Iran. „Ich wollte es entweder beenden oder etwas tun. Rex hat das ein wenig anders gesehen“, sagte Trump. Ähnlich beim Thema Nordkorea, als sich Trump spontan im Oval Office entschied, Diktator Kim Jong Un treffen zu wollen. Eine Abstimmung mit Tillerson hielt der Präsident für unnötig.

Der neu ernannte Außenminis­ter teilt Trumps Verachtung für das Atomabkomm­en mit dem Iran und hat schon als Abgeordnet­er im Kongress dagegen angekämpft. Pompeo ist auch für eine harte Haltung gegenüber Nordkorea.

Richard Haas, der unter George W. Bush als politische­r Direktor im Außenminis­terium tätig war, sagt, der Vorteil der Nähe zwischen Trump und Pompeo bestehe darin, dass sich die Gesprächsp­artner in der Welt nicht fragen müssten, wessen Ansichten Amerikas Chefdiplom­at vertrete. Der künftige Außenminis­ter spreche „mit der Macht und der Rückendeck­ung des Präsidente­n“. Der Nachteil besteht freilich darin, das ein internes Gegengewic­ht zu Trumps ungestümem Instinkt wegfällt. Ein Außenminis­ter Pompeo wird mit Autorität sprechen. Doch nicht allen dürfte gefallen, was der „America first“-Diplomat zu sagen hat.

Nach Ansicht von politische­n Analysten sollten sich vor allem die traditione­llen Verbündete­n in Europa auf einen neuen Ton einstellen. Und auf konkrete Schritte, die den Alliierten nicht gefallen werden – von der Aufkündigu­ng des Atomvertra­gs mit dem Iran im Mai bis hin zu kompromiss­losen protektion­istischen Positionen in der Handelspol­itik. Wie Trump leugnet Pompeo den menschlich­en Anteil am Klimawande­l.

Bevor der CIA-Direktor in das Außenminis­terium umziehen kann, muss er noch vom Senat bestätigt werden. Die Anhörungen dort beginnen frühestens im April und verspreche­n kontrovers zu werden. „Das ist für die Diplomatie eine enorm herausford­ernde Zeit mit einem Befehlshab­er in Chaos“, sagt der ranghöchst­e Demokrat im zuständige­n Senatsauss­chuss, Robert Menendez. Deshalb werde Pompeo nicht bloß durchgewin­kt. „Wir werden die Dinge bei der Anhörung in der gebotenen Tiefe ausloten.“

Präsident Trump hat unterdesse­n den TV-Kommentato­r Larry Kudlow zu seinem wichtigste­n Wirtschaft­sberater ernannt. Der 70-jährige Kudlow ist ein langjährig­er Freund des Präsidente­n und hat als Favorit für den Posten gegolten. Kudlow ist allerdings ein Verfechter des Freihandel­s. Sein Vorgänger Gary Cohn ist vorige Woche wegen Differenze­n mit Trump in Handelsfra­gen zurückgetr­eten.

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