Blumen sprießen aus dem Sumpf der Spekulation
Im Wind wogende Sonnenblumen auf einem Feld, zudem weitere fotografische Naturansichten, die durch Unschärfe poetisch verklärt erscheinen: Die auf den ersten Blick harmlosen bis idyllischen Landschaftsbilder des in Wien lebenden Fotografen Gregor Schlatte haben einen ernsten Hintergrund. Der Künstler war im Rahmen seines Langzeitprojekts „Photography and Financial Markets“den Machenschaften der Hypo Alpe Adria auf der Spur.
Was immer noch heimische Strafgerichte beschäftigt, hat der 39-jährige Fotokünstler mit seiner Kamera dokumentiert: brach liegende Gelände in der Nähe des Belgrader Flughafens, auf dem die Spekulation und Korruption geblüht haben. Das sogenannte Cat- & Dogland ist nach dem Niedergang der Bank mit Sitz in Kärnten unberührt und mittlerweile an andere Interessenten versteigert. Schlatte, der im Rahmen des Artist-in-ResidenceProgramms „West Balkan Calling“ ein Stipendium in Belgrad erhalten hat, war ebendort mehreren Orten der Fehlspekulation auf der Spur. „Unter anderem gibt es da einen großen Gebäudekomplex, der ein Bürozentrum, später ein Hotel hätte werden sollen, aber letztlich nie aufgemacht hat“, berichtet der Künstler, dessen Fotos nun in einer Ausstellung im Grazer <rotor> zu sehen sind. Fotografie visualisiert, wo und wie das Handeln des Bankkonzerns zu katastrophalen Konsequenzen in vielen (ost)europäischen Ländern geführt hat.
In der Schau „responseABILITY“zeigen insgesamt zwölf Künstler ihre in Auslandsaufenthalten entstandenen Werke. Die Kosovarin tadi (Sadie Suhodolli) hält in zwei Gemälden einen einschneidenden Moment im Leben ihrer Eltern fest: Am 26. Juni 1991 erfuhren sie aus dem TV, dass in Slowenien der Krieg ausgebrochen ist. Dante Buu aus Montenegro ironisiert in Fotos die Abhängigkeiten, denen Kunstschaffende ausgesetzt sind: zynisch und nachdenklich stimmend. Ausstellung: