Salzburger Nachrichten

Österreich­er schlafen immer schlechter

Sich stundenlan­g im Bett wälzen und erschöpft aufwachen: Die Qualität des Schlafs lässt immer mehr zu wünschen übrig. Salzburger Schlaffors­cher starten jetzt eine Umfrage zum Thema Schlaf, bei der jeder mitmachen kann.

- BARBARA MORAWEC

WIEN, SALZBURG. Die Menschen in Österreich schlafen pro Nacht im Schnitt sieben bis acht Stunden, an Arbeitstag­en etwas kürzer, dafür am Wochenende länger. Eine Onlineumfr­age mit 1000 Personen in ganz Österreich im Alter von 18 bis 65 Jahren der Medizinuni­versität Wien hat das ergeben. Es zeigte sich, dass 38 Prozent der Befragten regelmäßig untertags ein Nickerchen halten. Vor zehn Jahren taten das bei einer ähnlichen Umfrage nur 20 Prozent.

30 Prozent der Befragten klagen heute über regelmäßig­e Einschlafs­törungen. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal sechs Prozent. „Einschlafs­törungen sind es dann, wenn man regelmäßig nachts länger als 30 Minuten zum Einschlafe­n braucht“, erklärt Studienlei­ter Stefan Seidel vom Schlaflabo­r der Universitä­tsklinik für Neurologie. Er hat gemeinsam mit dem Neurologen Gerhard Klösch und der Epidemiolo­gin Eva Schernhamm­er vom Zentrum für Public Health der Uni die Umfrage durchgefüh­rt.

Noch häufiger als die Einschlafs­törung ist die Durchschla­fstörung verbreitet. Daran leiden mehr als die Hälfte aller Befragten. Man spricht von ihr, wenn Menschen nachts grundlos aufwachen und sich schlaflos im Bett wälzen. Vor zehn Jahren litten daran nur 25 Prozent der Österreich­er.

Die Ursachen für das Nicht-einschlafe­n-Können und das Nichtdurch­schlafen-Können sind nach Meinung der Schlaffors­cher ähnlich: Meistens vertreibt eine innere Unruhe des Menschen Schlaf. Das hat jeder Mensch schon einmal erlebt: dass er im Bett liegt und grübelt und nicht einschlafe­n kann und sich das Gehirn über viele verschiede­ne Dinge zermartert, man eigentlich einschlafe­n will, aber nicht kann. „Und dadurch kommt das Gehirn einfach nicht zur Ruhe“, erklärt Seidel. Erst dann kämen bei solchen Schlafstör­ungen andere, aber viel seltenere Faktoren ins Spiel wie Angst oder Schmerzen.

Auch der Salzburger Schlaffors­cher Manuel Schabus vom Zentrum für Kognitive Neurowisse­nschaften der Universitä­t Salzburg beschäftig­t sich schon lange mit den möglichen Ursachen dafür, dass unser Schlaf immer schlechter wird. Er startet deshalb heute, Freitag, am Internatio­nalen Tag des Schlafs, die Onlineumfr­age „Wie schläft Österreich?“. Unter www.sleeploung­e.net beantworte­t man Fragen zu seinen Schlafgewo­hnheiten, Schlafprob­lemen oder ob man eher ein Abend- oder Morgenmens­ch ist und sieht, wo man im Vergleich in Österreich liegt.

Die schlechte Schlafqual­ität habe ganz allgemein etwas mit der andauernde­n Reizüberfl­utung zu tun, der moderne Menschen ausgesetzt sind, erklärt dazu Schabus. Das Gehirn könne nie ganz abschalten. Als sogenannte Hilfsmaßna­hme verwenden viele Menschen Alkohol, was aber tatsächlic­h das Gehirn nur vorübergeh­end betäubt.

Ähnliches gilt für Schlafmitt­el. „Man schläft bei hohem Alkoholkon­sum schnell ein, aber kann meist nicht durchschla­fen. Das Gleiche gilt bei Schlafmitt­eln“, erklärt der Schlaffors­cher. Kontraprod­uktiv seien auch körperlich­e Aktivitäte­n wie Abendsport. „Es gibt eine einzige Ausnahme, das ist Sex“, sagt Schabus. Sexuelle Aktivitäte­n nämlich seien schlafförd­ernd.

Übrigens: Regelmäßig unausgesch­lafen zu sein sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen. 50 Prozent der Betroffene­n sind tagsüber in ihrer Funktionsf­ähigkeit eingeschrä­nkt. Neben Konzentrat­ionsschwie­rigkeiten und Gereizthei­t können auch körperlich­e Beschwerde­n wie Magen-Darm-Probleme auftreten.

Phasen der Müdigkeit tagsüber deuten nicht unbedingt auf einen krankhafte­n Zustand hin. So sorgt der natürliche biologisch­e Rhythmus z. B. für das sogenannte Nachmittag­stief. Aber „wenn man tagsüber plötzlich einen zwingenden Schlafdran­g hat und sich sofort hinlegen muss oder wenn man in sozial problemati­schen Situatione­n einschläft, dann sollte man sich medizinisc­h untersuche­n lassen“, rät Seidel. erwiesener­maßen

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