Samsung hat Apples Problem
Eine riesige Halle. In der Mitte eine 360-Grad-Bühne. Und darum herum 5000 Schaulustige. Marktführer Samsung hat bei der Präsentation seiner neuesten Smartphones noch einmal ein Schäuferl nachgelegt: Das S9 und sein Bruder, das etwas größere S9 Plus, wurden vor wenigen Tagen in Barcelona aufwendig vorgestellt.
Sollte die Präsentation darüber hinwegtäuschen, dass die vorgestellten Geräte selbst nichts Besonderes sind? Nein, so weit sollte man nicht gehen. Denn Samsung hat mit dem S9 das bislang weltbeste Smartphone, das hauseigene Note 8, noch um eine Spur weiterentwickelt. Und was kann man mehr verlangen, als das Beste noch etwas besser zu machen? Doch Samsung kämpft mittlerweile mit dem Problem, mit dem sich Apple schon seit Jahren herumschlagen muss. Da man sich selbst auf ein Podest gehoben hat, wird Modell für Modell ein Quantensprung erwartet. Und den liefert das S9 nicht.
Optisch wurde wenig geändert. Der Infinity-Display, der sich annähernd über die ganze Frontseite zieht, ist mittlerweile ebenso Markenzeichen wie die gerundeten Kanten. Einzig Kamera und Fingerabdruckscanner auf der Rückseite sind nun untereinander angeordnet. Den Verzicht auf eine Änderung kann man Samsung in- des anrechnen: Auch beim S9 gibt es noch eine klassische Kopfhörerbuchse; Apple und Huawei verzichten darauf. Die Akkulaufzeit hat sich im Vergleich mit dem Note 8 sogar etwas verschlechtert. Über den Tag kommt man aber auch mit dem S9. Der Prozessor ist dafür leistungsstärker.
Doch Samsung schien beim S9 ohnehin die Kamera wichtiger zu sein: Das S9 kann nun Aufnahmen in Superzeitlupe machen. Es gibt die Möglichkeit, sogenannte AREmojis zu erstellen – animierte Köpfe, die (zumindest im Entferntesten) an den Handynutzer erinnern. Und es wurde eine variable Blende verbaut, die schlechte Lichtverhältnisse ausgleicht.
Zumindest zwei der Ideen gab es bereits. Apple bietet ebenfalls dem Nutzer nachempfundene Emojis. Und Sony liefert schon seit rund einem Jahr Aufnahmen in Superzeitlupe.
Was ist das S9 nun, das heute auf den Markt kommt? Wirklich „Langeweile für 1050 Euro“, wie es der „Stern“schreibt? In Österreich ist das S9 übrigens ab 850, das S9 Plus ab 950 Euro zu haben. Es ist wohl Evolution statt Revolution – auf sehr hohem Niveau. Dennoch wird sich Samsung nicht viele Produktgenerationen ohne großen Sprung erlauben können. Und das weiß der Konzern auch selbst. Deshalb soll 2019 das Samsung X in die Läden kommen – das erste Smartphone mit faltbarem Display.