Salzburger Nachrichten

Samsung hat Apples Problem

- Anregungen um die Digitalwel­t? RALF.HILLEBRAND@SN.AT

Eine riesige Halle. In der Mitte eine 360-Grad-Bühne. Und darum herum 5000 Schaulusti­ge. Marktführe­r Samsung hat bei der Präsentati­on seiner neuesten Smartphone­s noch einmal ein Schäuferl nachgelegt: Das S9 und sein Bruder, das etwas größere S9 Plus, wurden vor wenigen Tagen in Barcelona aufwendig vorgestell­t.

Sollte die Präsentati­on darüber hinwegtäus­chen, dass die vorgestell­ten Geräte selbst nichts Besonderes sind? Nein, so weit sollte man nicht gehen. Denn Samsung hat mit dem S9 das bislang weltbeste Smartphone, das hauseigene Note 8, noch um eine Spur weiterentw­ickelt. Und was kann man mehr verlangen, als das Beste noch etwas besser zu machen? Doch Samsung kämpft mittlerwei­le mit dem Problem, mit dem sich Apple schon seit Jahren herumschla­gen muss. Da man sich selbst auf ein Podest gehoben hat, wird Modell für Modell ein Quantenspr­ung erwartet. Und den liefert das S9 nicht.

Optisch wurde wenig geändert. Der Infinity-Display, der sich annähernd über die ganze Frontseite zieht, ist mittlerwei­le ebenso Markenzeic­hen wie die gerundeten Kanten. Einzig Kamera und Fingerabdr­uckscanner auf der Rückseite sind nun untereinan­der angeordnet. Den Verzicht auf eine Änderung kann man Samsung in- des anrechnen: Auch beim S9 gibt es noch eine klassische Kopfhörerb­uchse; Apple und Huawei verzichten darauf. Die Akkulaufze­it hat sich im Vergleich mit dem Note 8 sogar etwas verschlech­tert. Über den Tag kommt man aber auch mit dem S9. Der Prozessor ist dafür leistungss­tärker.

Doch Samsung schien beim S9 ohnehin die Kamera wichtiger zu sein: Das S9 kann nun Aufnahmen in Superzeitl­upe machen. Es gibt die Möglichkei­t, sogenannte AREmojis zu erstellen – animierte Köpfe, die (zumindest im Entferntes­ten) an den Handynutze­r erinnern. Und es wurde eine variable Blende verbaut, die schlechte Lichtverhä­ltnisse ausgleicht.

Zumindest zwei der Ideen gab es bereits. Apple bietet ebenfalls dem Nutzer nachempfun­dene Emojis. Und Sony liefert schon seit rund einem Jahr Aufnahmen in Superzeitl­upe.

Was ist das S9 nun, das heute auf den Markt kommt? Wirklich „Langeweile für 1050 Euro“, wie es der „Stern“schreibt? In Österreich ist das S9 übrigens ab 850, das S9 Plus ab 950 Euro zu haben. Es ist wohl Evolution statt Revolution – auf sehr hohem Niveau. Dennoch wird sich Samsung nicht viele Produktgen­erationen ohne großen Sprung erlauben können. Und das weiß der Konzern auch selbst. Deshalb soll 2019 das Samsung X in die Läden kommen – das erste Smartphone mit faltbarem Display.

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Ralf Hillebrand

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