Eine Airline steckt sich neue Ziele
Die Lufthansa-Tochter Austrian Airlines freut sich über das beste Ergebnis ihrer 60-jährigen Geschichte. Aber AUA-Chef Kratky schwört seine Mitarbeiter bereits auf neue Ziele ein, um gegen neue Billigkonkurrenz bestehen zu können.
WIEN.
Mit einem starken Geschäftsjahr 2017 hat sich die Austrian Airlines (AUA) im 60. Jahr ihres Bestehens selbst das schönste Geburtstagsgeschenk gemacht. Die Zahl der beförderten Passagiere kletterte um 13 Prozent auf 12,9 Millionen, der Umsatz stieg um 8 Prozent auf 2,47 Mrd. Euro, das operative Ergebnis um 55 Prozent auf 101 Mill. Euro – das beste Ergebnis in der Geschichte der AUA.
Zieht man Erlöse aus den Verkäufen alter Fokker-Flugzeuge ab, bleiben immer noch 94 Mill. Euro, ein Plus von 62 Prozent zum Vorjahr. AUA-Chef Kay Kratky ist denn auch so wie Finanzvorstand Heinz Lachinger hochzufrieden und spricht von einem „sehr guten Jahr“für die Lufthansa-Tochter. Den mittlerweile 6914 Mitarbeitern (plus 7 Prozent) spricht er seinen „großen Dank“aus – und schwört sie im selben Atemzug auf das nächste große Ziel ein. Die AUA müsse in den nächsten Jahren in eine EBIT-Dimension von 140 bis 160 Millionen Euro vorstoßen, um sich nachhaltig im zunehmenden Wettbewerb behaupten zu können. Die Zeichen stehen auf Expansion, auch auf der Langstrecke. Im Mai erhöht eine neue Boeing B777 die Flottenstärke auf 83 Flugzeuge, Tokio und Kapstadt kommen (wieder) neu ins Programm. Dafür sucht die AUA Mitarbeiter, gut 100 hat man bereits von Konkurrenten wie der früheren Niki übernommen.
Vor allem Billigflieger wie die ungarische Wizz Air oder Niki Laudas neues Projekt Laudamotion drängen mit ehrgeizigen Plänen auf den AUA-Vorstandschef Markt. Wizz Air will 2019 bereits fünf Flugzeuge in Wien stationiert haben und damit in die Größenordnung der Lufthansa-Billigflugtochter Eurowings vorstoßen.
Dazu kommen Ausbaupläne der spanischen Low-Cost-Airline Vueling, die im Bieterrennen um die insolvente Niki gegen Lauda letztlich doch nicht zum Zug gekommen war, sowie von der britischen Easyjet. Auch die größte europäische Billigfluggesellschaft Ryanair soll mit dem Gedanken spielen, erstmals Flüge von und nach Wien anzubieten. Bisher waren Verhandlungen über Preise und Konditionen immer ohne Ergebnis geblieben – obwohl der Flughafen neuen Airlines mit Preisanreizen stark entgegenkommt. Sie müssen im ersten Jahr nur ein Viertel der regulär anfallenden Gebühren bezahlen.
Der neuen Billigkonkurrenz – die zum großen Teil durch die Pleiten von Air Berlin und ihrer ÖsterreichTochter Niki auf den Plan gerufen wurde – will man mit der Konzernschwester Eurowings entgegentreten, mit der man sich „gut aufgestellt“sieht. Zugleich fordert Kratky permanente Bemühungen auf der Kostenseite und stellt nötigenfalls auch harte Preiskämpfe auf umstrittenen Strecken in Aussicht: „Wir schrecken nicht vor intensivem Wettbewerb auf der Preisseite zurück.“
Über die weitere Entwicklung der Ticketpreise würden der Wettbewerb sowie Angebot und Nachfrage entscheiden. Doch „solange die Taxifahrt zum Airport mehr kostet als der Flug, läuft etwas falsch“, meint Kratky.
Zusammen mit Eurowings ist er in Gesprächen über das mögliche Anmieten von Flugzeugen samt Besatzung („wet lease“) von Laudamotion. Auch jene 600 Start- und Landerechte (Slots), die Lauda mit der Niki-Insolvenzmasse erworben hat, aber nicht nutzen kann, werde man sich ansehen, kündigt Kratky an.
Finanzvorstand Lachinger erwartet ein gutes Jahr 2018, das Ergebnis werde aber wegen gestiegener Kerosinpreise leicht unter jenem des Vorjahres liegen. Lachinger verlässt nach 30 Jahren die AUA, für ihn wird ein Nachfolger gesucht.
Im zuletzt eskalierten Tarifkonflikt mit den Bordmitarbeitern ruft Kratky zur Rückkehr an den Ver- handlungstisch auf. Am Donnerstag (22. März) informieren Betriebsrat und Gewerkschaft über den Stand der KV-Verhandlungen, Kratky findet das unangemessen. Die AUA organisiert Umbuchungen. Zuletzt hatte eine in letzter Minute abgesagte Betriebsversammlung Kosten von bis zu einer Million Euro verursacht.
„Zeitnahe Antworten auf Billigflieger.“