Hohlköpfe treffen auf Überkluge
Valie Export nimmt es mit ruhmreichen, ehrenwerten Männern auf.
INNSBRUCK. Valie Export setzt auf Konfrontation: Die einstige Rebellin, nunmehr Grande Dame der feministischen Kunst, nimmt es im Schloss Ambras mit dem Renaissancefürsten Ferdinand II. und dessen Waffen und Rüstungen auf. Erstmals zeigt sie ihre Kunst in einer historischen Museumssammlung. Und sie platziert in der ab heute, Donnerstag, zugänglichen Präsentation ihre Videos und Installationen mitten in Gemälde und Skulpturen des 16. Jahrhunderts.
Es sollten die klügsten und ehrenwertesten Männer sein, die Ferdinand II. in Porträtbüsten hat verewigen lassen. Diese Abbilder römischer Kaiser und habsburgischer Herrscher stehen in den Nischen des Ambraser Antiquariums. Dies erwidert Kuratorin Sabine Folie mit sechzig gesichtslosen, hohlen Köpfen, die Valie Export 2002 als „Heads – Aphärese“geschaffen hat.
So begegnen die Ruhmreichen den Ehrlosen, die Eloquenten den Sprachlosen, die Berühmten den Namenlosen, die Mächtigen den Machtlosen oder auch: die Famosen den Infamen. An „infam“hafte das französische Wort „infime“in der Bedeutung von „winzig“– also Minderes, Unbedeutendes, Niedriges, erläutert Sabine Folie im Katalog. Und „Fama et Infamia“, Lateinisch für Ruhm und Schmach, ist auch Titel dieser Ausstellung.
Freilich geht es auch um Frauen und Männer – oder wie Sabine Folie resümiert: um „Zurichtung des Individuums durch die symbolische Ordnung der machtvollen Systeme vor allem männlich dominierter Apparate und des männlichen Gesetzes“. Dafür dringen Valie Exports Installationen, Zeichnungen und Filme auch ins Bad der Philippine Welser ein. Oder: Neben dem Kinder-Porträt der Infanta Anna aus 1602 läuft das Video „...Remote…Remote...“aus 1973.
Männlich Martialisches wird mit weiblicher Schärfe kontrastiert: Zu Stachelhelm, Mundbirne, Fechtdolch und Haudegen der Renaissance gesellen sich Valie Exports „Scherentänzerinnen“– eine Gruppe von Scheren balanciert da auf ihren Spitzen.
Mit „Fama et Infamia“beginne eine Saison, die „herausragenden Frauen“gewidmet sei, teilt Direktorin Veronika Sandbichler mit. Ab Juni wird dies mit den Habsburgerinnen Maria von Ungarn sowie Margarete und Katharina von Österreich fortgesetzt.