Verdacht: Software kommt aus Steyr
Im Schatten von Hausdurchsuchungen vermeldet BMW Milliardenrekorde.
In Steyr steht nicht nur das Dieselmotoren-Entwicklungszentrum des deutschen Autobauers BMW, es ist auch das größte Motorenwerk des Konzerns und gilt als Vorzeigebetrieb in Österreich. Das Bild hat einen Kratzer bekommen. Denn jene Software, mit der der Konzern laut Anfangsverdacht der Staatsanwaltschaft München I Abgase manipuliert haben soll, ist made in Steyr. Das hat die Wirtschaftsund Korruptionsstaatsanwaltschaft in Wien am Mittwoch auf Anfrage der SN erklärt. „Das ist der Hintergrund für die Hausdurchsuchung in Steyr am Dienstag gewesen“, sagte Oberstaatsanwältin Elisabeth Täubl. Es gebe in Österreich aber kein Verfahren und auch keine konkreten Tatverdächtigen, betonte die Sprecherin. Das Verfahren laufe in München.
Die dortige Strafverfolgungsbehörde hatte bereits am Dienstag anlässlich der Durchsuchungen mit 100 Beamten und Staatsanwälten in München und Steyr betont, die Ermittlungen stünden noch ganz am Anfang. In Steyr selbst verwies man auch am Mittwoch weiter auf eine allgemeine Stellungnahme des Konzerns, wonach es sich um eine fehlerhafte Software-Zuordnung handle und nicht um eine gezielte Manipulation der Abgasreinigung bei 11.400 Autos der Modelle M550xd und 750xd. Im Ergebnis fahren die 11.400 Limousinen mit höheren Abgaswerten und müssen jetzt zurückgerufen werden.
Nicht nur in Steyr schweigt man lieber. Auch in München wollte BMW-Chef Harald Krüger am Mittwoch bei der Bilanzpressekonferenz lieber über etwas anderes reden als darüber, dass der Dieselskandal auch BMW erreicht hat.
Sein Thema: Erfolge und Zukunftsaussichten. Der Konzern hat 2017 rund 2,4 Millionen Autos ausgeliefert (plus vier Prozent), 99 Milliarden Euro Umsatz gemacht (plus fünf Prozent) und 10,7 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern erzielt (plus zehn Prozent). Sein Konzern strebe heuer „das neunte Rekordjahr in Folge“an, sagte Krüger. Die Geschwister Stefan Quandt und Susanne Klatten, die knapp 47 Prozent der Stammaktien halten, erhalten von BMW in Kürze 1,12 Milliarden Euro Dividende. Plus zehn Prozent mehr gibt es für Vorstandschef Krüger: 8,295 Mill. Euro. Ein BMWFacharbeiter bekommt 9455 Euro Erfolgsbeteiligung.
Zu den laufenden Ermittlungen wegen möglicher Manipulation der Abgasreinigung meinte Technikvorstand Klaus Fröhlich, dass besagte Autos 2012 mit der richtigen Software verkauft worden seien, sie hätten bei einem Update 2014 aber versehentlich eine falsche Software bekommen. Auch auf dem Prüfstand hätten sich deshalb die Abgaswerte verschlechtert. Weitere Fragen dazu blockte Konzernsprecher Maximilian Schöberl bei der Bilanzpressekonferenz ab.
BMW verkauft rund die Hälfte seiner Autos in Europa mit Dieselmotoren. Weil sie weniger CO2 ausstoßen als Benziner, seien sie wichtig, um die EU-Klimavorgaben zu erreichen, sagt BMW-Chef Krüger. Allerdings könne BMW auf demselben Fließband Benzin-, Diesel- oder Elektroautos bauen.