Unangenehme Wahrheiten
Die Missachtung des 14Punkte-Programms von Amerikas Präsidenten Wilson sollte ein unverzichtbarer Bestandteil des Gedenkjahres 1938 sein!
Ich verfolge mit Interesse die vom ORF angebotenen Sendungen über die Ereignisse des Jahres 1938 und wie es dazu gekommen ist. Ich vermisse aber sehr den detaillierten Rückblick auf die Friedensdiktate von St. Germain und Versailles und die Auswirkungen der überaus harten und auf Rache ausgelegten Bedingungen auf die besiegten Staaten. Präsident Wilson hat für die 14 Punkte einer Friedensordnung für Europa sogar den Friedensnobelpreis bekommen, doch das Selbstbestimmungsrecht der Völker wurde mit Füßen getreten.
So mussten fast ausschließlich deutschsprachige Gebiete wie Südtirol, die Südsteiermark (Krain), das Sudetenland, das Memelland und Danzig abgetreten werden. Dies alles förderte den Revanchegedanken in den besiegten Staaten und die wirtschaftliche Not trug zur Radikalisierung unweigerlich bei. Der Mangel an Erfahrung der Parteien mit der Demokratie und das Misstrauen der Parteien untereinander verschlimmerte die politische Situation im Staat zusätzlich. Zur schonungslosen Aufarbeitung der Geschichte gehören auch Fakten, die für die Siegermächte unangenehme Wahrheiten bereithalten, ohne die Ereignisse von damals damit entschuldigen zu wollen. Siegfried Hinterberger