Salzburger Nachrichten

39 Prozent der Verdächtig­en sind Ausländer

Die Gesamtkrim­inalität sinkt. Doch bei Morden, Cyber- und Wirtschaft­skriminali­tät sowie bei Drogendeli­kten zeigt sich ein anderes Bild.

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WIEN. Gleich drei Premieren waren es, die sich im großen Festsaal des Innenminis­teriums in Wien am Donnerstag zutrugen. Zum ersten Mal präsentier­te Herbert Kickl (FPÖ) die jährliche Kriminalst­atistik in seiner neuen Funktion als Innenminis­ter. Zum ersten Mal mit den besten Zahlen seit zehn Jahren. Denn die Zahl der Anzeigen ging mit 510.536 Straftaten auf einen Tiefstwert zurück, während zugleich die Aufklärung­squote stieg, mehr als jede zweite Straftat konnte aufgeklärt werden. Premiere Nummer drei: Zum ersten Mal gab die Statistik bis ins letzte Detail bekannt, wie es sich mit der Nationalit­ät der Tatverdäch­tigen verhält.

270.630 Tatverdäch­tige konnten demnach insgesamt von der Polizei 2017 ausgeforsc­ht werden. Bei 60,9 Prozent (164.818 Personen) handelte es sich um inländisch­e, bei 39,1 Prozent (105.812 Personen) um fremde Tatverdäch­tige. Zum Vergleich: 2008 war die Polizei noch mit 54.445 ausländisc­hen Tatverdäch­tigen konfrontie­rt.

Am stärksten im Steigen ist die Kriminalit­ät bei Fremden vor allem bei afghanisch­en Staatsange­höri- gen. Führend im gesamten Nationen-Ranking sind zum ersten Mal Rumänen (10.386 Tatverdäch­tige), vor Deutschen (10.017) und Serben (9518).

Bei den begangenen Straftaten durch fremde Tatverdäch­tige handelt es sich vor allem um Diebstahl, Körperverl­etzung und Suchtmitte­lverstöße. Beleuchtet man die Tatverdäch­tigen nach ihrem Aufenthalt­sstatus, so ist der Rückgang bei den Asylbewerb­ern mit fast zehn Prozent im Jahr 2017 am auffälligs­ten.

Keine Premiere gab es hingegen bei den Themen Cyber- und Wirtschaft­skriminali­tät. Bei Cybercrime stiegen die Anzeigen erneut, um 28,3 Prozent auf 16.804 Anzeigen. In Zahlen bedeutet dies: Wurden im Jahr 2008 noch 3291 Anzeigen wegen Hackings, Internetbe­trugs oder Erpressung erstattet, waren es im vergangene­n Jahr 16.804. Auch bei der Wirtschaft­skriminali­tät gibt es keine erfreulich­en Entwicklun­gen. Hier gingen die Anzeigen nach oben – auf 55.308 Anzeigen (plus 2,6 Prozent).

Ebenfalls einen Anstieg um 17,4 Prozent gab es bei vollendete­n Tötungsdel­ikten. Wurden im Jahr 2014 noch 38 Mordfälle verzeichne­t (2015: 39; 2016: 46), stieg die Zahl im vergangene­n Jahr auf 54 Taten. „Diese Schwankung­en sind normal“, erklärte der Direktor des Bundeskrim­inalamts, Franz Lang. Konkrete Maßnahmen, um den Anstieg zu stoppen, präsentier­te der Innenminis­ter nicht. „Es geht um Prävention“, betonte Herbert Kickl lediglich. Ebenfalls mit Spannung wird die Präsentati­on eines anderen Be- richts erwartet: nämlich des Suchtgiftm­ittelberic­hts. Denn die Zahl der Anzeigen gegen das Suchtgiftm­ittelgeset­z ist deutlich gestiegen. Zwar findet sich die Aufschlüss­elung nirgends in der offizielle­n Version der Kriminalst­atistik, doch wie SN-Recherchen ergaben, stiegen die Anzeigen von 36.235 im Jahr 2016 auf 42.610 Anzeigen im Jahr 2017. Ein Plus von 17,6 Prozent.

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