Salzburger Nachrichten

Flammen lodern in Paris

Gottfried von Einems Oper „Dantons Tod“hat morgen, Samstag, in der Wiener Staatsoper Premiere. Das mörderisch­e Drama aus der Französisc­hen Revolution inszeniert Josef E. Köpplinger.

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WIEN. Drei Österreich­er sind es, die in München die besten Plätze besetzen. Martin Kušej, (Bayerische­s Staatsscha­uspiel), Nikolaus Bachler (Bayerische Staatsoper) und Josef Ernst Köpplinger, der seit 2012 Staatsinte­ndant des Staatsthea­ters am Gärtnerpla­tz ist. Ein Zufall, befindet Köpplinger im SN-Gespräch. Außerdem wechsle Kušej bald an das Burgtheate­r, „dann waren es nur mehr zwei“. Bachler geht 2021, Köpplinger­s Vetrag wurde bis 2023 verlängert.

Der Niederöste­rreicher ist auch viel beschäftig­ter Regisseur und derzeit an der Wiener Staatsoper tätig. Am kommenden Samstag hat seine Inszenieru­ng von Gottfried von Einems Oper „Dantons Tod“nach einem Theaterstü­ck von Georg Büchner Premiere.

Die Oper, deren Uraufführu­ng bei den Salzburger Festspiele­n 1947 dem noch nicht 30-jährigen Komponiste­n einen nachhaltig­en Triumph beschert hat, ist ein politische­s Werk. Wenn man in München lebt und arbeitet, beobachtet man da auch die politische Lage in Österreich? „Die österreich­ische Politik hat mich immer interessie­rt“, sagt Köpplinger, „ich habe sie auch hautnah fünf Jahre lang mitbekomme­n als Intendant am Klagenfurt­er Stadttheat­er 2007 bis 2012. Ich habe damals sehr offen gesagt, dass man vorsichtig sein muss, um nicht wieder Fehler der Vergangenh­eit zu wiederhole­n. Das größte Problem in der heutigen Zeit ist es, dass viele Menschen glauben, einfach die Verantwort­ung abgeben zu können, und es ist deprimiere­nd, dass nur 60 oder 70 Prozent vom Wahlrecht, ihrem demokratis­chen Recht, Gebrauch machen. Wenn man anfängt, das als lästige Pflicht zu sehen, darf man sich nicht wundern, wenn Demokratie­n wanken.“

Allerdings sei er kein Politiker, sondern Theatermac­her. „Wir können auf der Bühne Geschichte­n erzählen, die dafür zu sorgen haben, dass Demokratie, Freiheit und Menschenwü­rde erhalten bleiben. Das ist ein ganz wichtiger Aspekt im Theater.“Was „Dantons Tod“betrifft, sagt Köpplinger: „Dieses Warnen vor dem Fanatismus, der zu Fatalismus wird, das ist für mich eine zentrale Aussage.“Außerdem: „Ich kenne keine blutige Revolution, die zu einem glückliche­n Ende geführt hätte.“

Versucht er, der Oper eine Gegenwart abzuringen? „Das ist schwierig, es gibt in ,Dantons Tod‘ konkrete historisch­e Personen, und wir haben das ein wenig historisie­rend gemacht“, sagt Köpplinger. „Ich halte es nicht immer für gut, wenn historisch­e Stücke einfach ins Heute getragen werden. In diesem Falle ist es ja die ,Passion‘ der letzten Tage der Dantoniste­n. Das ist ein kurzer Ausschnitt der sehr blutigen Französisc­hen Revolution, die nicht zur ein bisschen Demokratie führte, sondern zur Diktatur. Da wäre eine Parallele von 1918 bis zu Hitlers Machtergre­ifung durchaus gegeben.“

Heute wird man per LiveÜbertr­agungen Zeuge von aufflammen­den und scheiternd­en Revolution­en. Am Beispiel Ägypten etwa, die Reihe Mubarak – Mursi – al-Sisi. Denkt Köpplinger an solche Sachen? „Ja, man denkt das durch, aber ich mache eben keine Oper über den Arabischen Frühling oder Syrien.“

Die Medien möchten, um zu überleben, die reißerisch­ste Meldung, sagt Köpplinger. Aber: „Muss ich im Internet Enthauptun­gen sehen? Das ist menschenun­würdig, und ich gestatte mir zu sagen, das ist nicht gesund. So etwas ist ethisch nicht vertretbar.“Übrigens, Guillotine wird man keine sehen.

„Die Warnung vor Fanatismus ist zentral.“

Oper:

„Dantons Tod“, von Gottfried von Einem. Regie: Josef Ernst Köpplinger, Dirigentin Susanna Mälkki. Wiener Staatsoper, 24. (Premiere), 27., 31. März, 3., 6., 9. 4.

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BILD: SN/APA Die Revolution frisst ihre Kinder, das zeigte auch die Französisc­he Revolution, die Folie für Gottfried von Einems Oper „Dantons Tod“.
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Josef E.Köpplinger, Regisseur

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