Kriminelle Banden investieren in legale Unternehmen
Die Tschetschenen-Mafia ist seit Jahren in Österreich aktiv. Der neue Leiter der Abteilung Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt gibt Einblicke in die kriminellen Strukturen.
630 Tatverdächtige fallen in die Altersgruppe der 14- bis 18-Jährigen. Tschetschenische Tatverdächtige tauchen besonders bei Delikten wie Körperverletzung, Ladendiebstahl, Drogen, Mord, Nötigung, Schutzgelderpressung und Einbruchsdiebstählen auf. Für mediales Aufsehen sorgte die Tschetschenen-Mafia in den Jahren 2015 und 2016. Einerseits als Ermittler zwei wichtige Jugendgangs zerschlugen: Die sogenannte Goldenberg-Bande mit rund 150 Mitgliedern und die „Wölfe“. Junge Burschen, die versuchten, durch Gewalttaten und Erpressungen die Macht in Wiener Einkaufszentren zu übernehmen. Andererseits bei der „Soko Gambit“: Insgesamt 240.000 Euro wollten die Verdächtigen laut Ermittlungen durch Schutzgelderpressungen von ihren Opfern, meist Lokalbesitzer im 15. und 16. Wiener Gemeindebezirk, erbeuten. Die Vorgehensweise: Tschetschenen begannen in einem Lokal eine Schlägerei. Wenn alles vorbei war, wandte sich einer der Schläger mit folgenden Worten an den Besitzer: „Wenn du nicht willst, dass das nochmal passiert, dann nimmst du unsere Türsteher – und zahlst.“Mit dem Türsteher wurde die Macht über das Lokal übernommen, mit der Forderung nach Geld floss Schutzgeld. Zunächst 400 bis 500 Euro die Woche, später folgten utopische Forderungen von bis zu 1,5 Millionen Euro. „Tschetschenische Täter gelten in der kriminellen Szene nach wie vor hauptsächlich als beliebte Handlanger für andere Banden. Man könnte sie auch als kriminelle Serviceleister bezeichnen“, erklärt Csefan. Was Ermittler in Deutschland und Österreich neuerdings beobachten, ist, dass die Verdächtigen ihre Gewinne aus kriminellen Machenschaften zusehends in legale Unternehmen investieren. Etwa in die Gründung von Sicherheitsund Wachschutzfirmen, in private Supermärkte mit vorwiegend russischen Lebensmitteln sowie Aufsperrdienste und Taxiunternehmen. In Österreich gelten aus polizeilicher Sicht vor allem Graz, Wien und Teile von Vorarlberg als Hotspots für die Aktivitäten der Kriminellen.
„Wir beobachten allerdings auch, dass Österreich als Rückzugsgebiet für führende Bosse der Tschetschenen-Mafia genutzt wird“, erklärt der Brigadier. Soll heißen: Größen der Tschetschenen-Mafia, die gerade in Ostländern aktiv sind, nutzen die Alpenrepublik als Ruhepol, nachdem sie im Ausland Straftaten begangen haben.