Salzburger Nachrichten

Medienenqu­ete darf nicht pure ORF-Tagung sein

- Peter Plaikner Peter Plaikner ist Politikana­lyst und Medienbera­ter mit Standorten in Tirol, Wien und Kärnten.

100 Tage neue Bundesregi­erung: Diese Bilanz wird seit mehr als einer Woche gezogen, obwohl sie erst kommenden Mittwoch fällig ist. Wenn die Genauigkei­t derart dem Wettbewerb unterliegt, dienen Medien kaum ihrer eigenen Glaubwürdi­gkeit. Indes läuft seit Dienstag ein anderer Countdown: Noch sind 89 Tage Zeit, um jene Medienenqu­ete zu verwirklic­hen, die das Regierungs­programm für Frühjahr 2018 vorsieht. Die aktuellen Konflikte lassen vermuten, dass es dabei nur um den ORF geht. Doch im Koalitions­pakt steht als zweiter Punkt die „Definition von medienpoli­tischen Leitlinien für den Medienstan­dort Österreich im digitalen Zeitalter“.

Das ist schwerer vermittelb­ar als die zu Strache kontra Wolf verkürzte Propaganda­schlacht um das öffentlich-rechtliche Unternehme­n. Desto fahrlässig­er wirkt ein Versäumnis der erstbesten Gelegenhei­t zur politische­n Kommunikat­ion des komplizier­ten Themas. Der Skandal um Facebook und Cambridge Analytica ist ein aufgelegte­r Elfer für eine solche Erklärungs­offensive. Dementspre­chend waren der Datenschut­z digitaler Plattforme­n ebenso wie die Besteuerun­g ihrer Betreiber Themen für den soeben beendeten Gipfel der Europäisch­en Union. Doch sie wurden auf Mai/Juni verschoben.

Dieses für Brüssel typische Hinauszöge­rn darf kein Vorbild sein. Im Gegenteil. Die Medienenqu­ete muss bis Sommerbegi­nn die nationalen digitalen Standortbe­dingungen abstecken, damit Österreich seinen EU-Vorsitz in der zweiten Jahreshälf­te nutzen kann, um dieses Thema voranzubri­ngen. Gernot Blümel ist Medien- und Europamini­ster. Seine Fähigkeite­n stehen auf dem Prüfstand. Die für ihn vorentsche­idende Bilanz ist in weniger als 100 Tagen fällig.

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