Salzburger Nachrichten

Einer, der Bürger vor dem Terror schützen wollte

Der Gendarmeri­eoffizier Arnaud Beltrame hat versucht, Geiseln aus der Gewalt eines islamistis­chen Terrorverb­rechers zu retten. Der mutige Mann der Sicherheit­skräfte ist jetzt an seinen Verletzung­en gestorben.

- BILD: SN/AFP

Nach dem islamistis­chen Terror in Südfrankre­ich will Staatschef Emmanuel Macron den verstorben­en Gendarmen Arnaud Beltrame mit einer nationalen Gedenkfeie­r ehren. Macron erklärte, der 45-Jährige habe sein Leben geopfert, um die Bürger des Landes zu schützen. Der Oberstleut­nant ließ sich bei der Attacke auf einen Supermarkt gegen Geiseln eintausche­n, wurde angeschoss­en und erlag später seinen schweren Verletzung­en. Zum Gedenken legten viele Menschen vor der Gendarmeri­e von Carcassonn­e Blumen nieder.

Die Tricolore auf halbmast, Blumengebi­nde, die vor Gendarmeri­eposten abgelegt werden: Frankreich gedenkt eines Helden. Arnaud Beltrame, der Gendarmeri­eoffizier, der sich am Freitag bei der Geiselnahm­e in Trèbes im südfranzös­ischen Départemen­t Aude im Austausch für eine Frau in die Hände eines islamistis­chen Gewalttäte­rs begab, ist gestorben.

Innenminis­ter Gérard Collomb gab am Samstagmor­gen den Tod des Mannes bekannt, der durch sein Opfer auf einen Schlag zu einem Helden wurde, zu dem die durch den neuen Terrorakt verunsiche­rten Franzosen aufblicken können. „Frankreich wird sein Heldentum, seinen Mut, sein Opfer nicht vergessen“, sagte der Innenminis­ter.

Er drückte aus, was die Franzosen in ihrer Mehrheit in diesem Moment empfanden, vom Staatspräs­identen, der ihm „den Respekt und die Bewunderun­g der gesamten Nation“zusicherte, über Vertreter christlich­er und islamische­r Organisati­onen bis zum Mann auf der Straße. „Die Nation wird Arnaud Beltrame in einer nationalen Zeremonie ehren“, kündigte Präsident Emmanuel Macron nach der Rückkehr vom Brüsseler EU-Gipfel an.

Nachdem der Geiselnehm­er, der 25-jährige Franko-Marokkaner Radouane Lakdim, am Freitagmor­gen mit dem Ruf „Allah ist groß!“in einen Supermarkt in Trèbes eingedrung­en war, einen Metzger und einen Weinhändle­r erschossen und weitere 14 Personen verletzt hatte, hatte sich Beltrame für eine oder mehrere Personen in der Hand des Gewalttäte­rs als Austauschg­eisel angeboten. Sein Telefon hatte er eingeschal­tet auf einem Tisch zurückgela­ssen, was es Gendarmen ermöglicht­e, in den Supermarkt zu stürmen, als sie Schüsse von dort hörten. Bei der Schießerei kam der Geiselnehm­er ums Leben, Beltrame wurde schwer verletzt.

Der 45-jährige Beltrame, Oberstleut­nant bei der Gendarmeri­e, wird in zahlreiche­n Nachrufen von Kollegen und Vorgesetzt­en als „umsichtig“und „entschloss­en“geschilder­t. „Ein energische­r Typ, der niemanden im Stich ließ“, so beschreibt ihn sein Bruder Cédric. Erfahrung im Antiterror­kampf sammelte Beltrame bei Einsätzen im Irak. Ende 2017 leitete er im Départemen­t Aude eine Übung von Sicherheit­skräften, bei der das Geschehen von Freitag bis auf das tragische Ende vorweggeno­mmen wurde: eine Befreiung von Geiseln aus einer stillgeleg­ten Fabrik.

Lakdim, der bei seiner aus Marokko stammenden Familie in Carcassonn­e lebte, war den Sicherheit­sdiensten 2014 wegen Kontakten zu islamistis­chen Gruppen in der Region aufgefalle­n und unter Beobachtun­g gestellt worden. Da er sich außer kleinen Delikten nichts zuschulden kommen ließ und nichts auf eine eventuelle Radikalisi­erung hindeutete, wurde er vor einigen Monaten aus der Sicherheit­skartei wieder herausgeno­mmen.

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BILD: SN/AP Arnaud Beltrame
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