Wirtschaftswachstum ist eine schlechte Nachricht
Erstmals seit drei Jahren steigt der Ausstoß von Treibhausgasen wieder. Doch es gibt auch Licht im Kohlendunkel.
Der im letzten Moment abgesagte Handelskrieg zwischen der Europäischen Union und den USA hätte vielleicht eine kleine Atempause gebracht. Nichts hilft der Atmosphäre des Planeten, auf dem wir leben, mehr als eine gepflegte Rezession. In den Jahren der Finanzkrise nach 2008 sanken auch die Emissionen. In der Folge gelang es, sie nach der wirtschaftlichen Erholung auf dem Niveau von 2014 zu stabilisieren. Doch 2017 wuchsen die Emissionen wieder, wie die Internationale Energieagentur meldete.
Ursache war ein robustes Wachstum der Weltwirtschaft in Höhe von 3,7 Prozent. Weil Wachstum hungrig macht, stieg die Energienachfrage um 2,1 Prozent. 70 Prozent des zusätzlichen Bedarfs wurden durch Kohle, Öl und Gas gedeckt, was auch den Ausstoß der klimaschädlichen Treibhausgase steigen ließ. Das Wirtschaftswachstum, das Aktionäre, Vorstandschefs und Finanzminister jubeln lässt, bringt die Erde und ihre Bewohner, darunter Aktionäre, Vorstandschefs und Finanzminister, in immer größere Bedrängnis.
An diesem grundsätzlich selbstmörderischen Trend wird sich erst etwas ändern, wenn unser Wirtschaftssystem nicht mehr von der Verbrennung fossiler Energieträger abhängt. Die Wende hin zu sauberen Energien ist auch in Gang gekommen. Zwei Drittel der zusätzlichen Emissionen im Jahr 2017 entfallen auf die asiatischen Länder. Doch immerhin war eine gewisse Entkoppelung zu beobachten. Bei einem Wachstum von knapp sieben Prozent stiegen die Emissionen in China, dem weltweit größten Verschmutzer, um nur knapp zwei Prozent.
Weltweit wurden in den vergangenen Jahren so viele Kohlekraftwerke wie nie abgeschaltet. Es gingen zwar noch mehr neue ans Netz, eine Wende sei aber bis 2022 absehbar, betonte ein Report von Greenpeace und anderen Umweltorganisationen.
Die Zeit drängt. Wenn die Erderwärmung nicht vollends außer Kontrolle geraten soll, muss der völlige Ausstieg aus der Verbrennung von Kohle und Öl bis 2050 gelungen sein, so die drängende Mahnung der Wissenschaft. Es bleiben also nur noch etwas mehr als 30 Jahre. Ab dann darf kein Verbrennungsmotor, kein Kohlekraftwerk und keine Ölheizung mehr in Betrieb sein, wenn uns die Erde lieb ist.
Umso irrwitziger erscheinen vor diesem Hintergrund die Aussagen der Autoindustrie, man brauche den Dieselmotor, um Klimaschutzziele zu erreichen.
Wahr ist das Gegenteil. Wir müssen raus aus dem fossilen Zeitalter, und das mit vollem Tempo.